Ängste und Anspannung nehmen bei Kindern zu

Schulpsychologen: Zahl der Beratungen nach der Pandemie gestiegen / Hoher Bedarf, lange Wartezeiten

Der Beratungsbedarf an Schulen hat laut der Schulpsychologischen Beratung in Sachsen-Anhalt auch nach der Pandemie weiter zugenommen. Grund dafür seien die gesamtgesellschaftlichen Themen und die damit einhergehende Anspannung, die sich auch an den Schulen im Land „wie unter einem Brennglas“ zeige, sagte die Referatsleiterin der schulpsychologischen Beratung beim Landesschulamt, Carola Wilhayn, der dpa. Die Schulpsychologen im Land sehen bei Kindern verschiedene Ängste oder depressive Symptomatiken. Diese würden auch zum Schulschwänzen führen. Wilhayn benannte unter anderem Trennungsängste, Leistungs- und Versagensängste, auch soziale Ängste und eben auch existenzielle Ängste, „wenn wir in Richtung Klimadebatte schauen“. Viele der Sorgen seien noch auf die teilweise lange Isolierung der Kinder in der Pandemie zurückzuführen.

Besonders bei Grundschülern sei „trotz intensiver Bemühungen mit Homeschooling“ zu sehen, dass es Nachholbedarf beim Lesen, Schreiben und Rechnen gebe. „Das spüren natürlich auch die weiterführenden Schulen durch die aufwachsenden Jahrgänge“, so Wilhayn. Die Beratungsanfrage sei aktuell sehr hoch, „was bedeutet, dass auch Wartezeiten entstehen und wir bei der Terminvergabe nach Dringlichkeit entscheiden müssen“. Die langen Wartezeiten resultieren auch aus dem Betreuungsverhältnis von Schulpsychologen zu Schülern in Sachsen-Anhalt. Im Land kommen statistisch gesehen auf einender 26 Psychologen rund 10 000 Kinder.

Damit liegt Sachsen-Anhalt weit über dem bundesweiten Durchschnitt, wo 2021 auf einen Schulpsychologen 6300 Kinder kamen, wie die Landesregierung zuletzt einräumte. Der Aufgabenbereich der Psychologen reicht von Einzelfallarbeit bis zu systematischer Beratung und Fortbildungen für die Schulen. „Wir sind auch bei schulischen Krisensituationen vor Ort“, so die Expertin. Die Arbeit der Schulpsychologen erfolge jedoch anlassbezogen. „Wir sind als Beratungssystem aufgestellt und bieten keine Therapien an.“ Das bedeute, dass die Schulpsychologen zur Diagnostik hinzugerufen werden, nach dem Beratungsprozess aber wieder in den Hintergrund treten.

Volksstimme Magdeburg

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