Buckauer Grundschüler bleiben im Stadtteil

Emotionale Debatte um die Schulbezirke: Stadtrat beschließt drei Eingangsklassen für 2024/25

Welcher Weg zur Grundschule ist einem Kind zumutbar? Und wie kann es sein, dass Buckauer Erstklässler ab kommendem Schuljahr zur Grundschule Hegelstraße müssen, obwohl es im Stadtteil eine Grundschule gibt? Im Stadtrat entbrannte dazu eine hitzige Debatte. Mit überraschendem Ende.

„Wir müssen die Gesamtschülerzahlen für die gesamte Landeshauptstadt sehen.“ Bürgermeisterin Regina Dolores Stieler-Hinz weiß, dass es die optimale Lösung nicht gibt. Doch habe die Stadtverwaltung mit der Berechnung der Schulbezirke für das Schuljahr 2024/25 die bestmögliche gefunden. Für das Gros der Kinder, die dann eingeschult werden. Für 137 der 2237 Mädchen und Jungen, die dann in die erste Klasse gehen, sei die Zielstellung nicht erfüllt worden. Sie hätten einen Schulweg, der länger als zwei Kilometer ist.

Darunter 13 Kinder aus Buckau, die nicht in ihrem Stadtteil, sondern in der Grundschule Hegelstraße eingeschult werden sollen. Das löst Unverständnis aus. Bei Eltern und Lehrern in Buckau. Aber auch bei Stadträten. Und so kam am Donnerstagnachmittag eine nicht enden wollende Diskussion auf. Mit einer Lösung, die eine knappe Mehrheit tragen konnte. „Ich möchte denjenigen sehen, der sein Kind gern auf eine Schule mit 76 Prozent Migrationshintergrund bringt“, zeigte sich Ronny Kumpf erwartet provokativ. Den Eltern sollten mehr Rechte eingeräumt werden, polterte er gegen „Zwangsschulbezirke“. Eine Fürsprecherin der freien Schulwahl ist auch Kathrin Meyer-Pinger (FDP/Tierschutzpartei). „Das aktuelle Optimierungsverfahren ist eben nicht optimal für alle.“ Zumal der Klassenschnitt in Buckau nicht bei den angestrebten 22 Schülern, sondern bei 26,5 liege. Der Schnitt ließe sich mit einer Dreizügigkeit reduzieren. Ein Stichwort, das seine Wirkung nicht verfehlte. Jürgen Canehl (Grüne/Future) brachte die Idee als Änderungsantrag ein.

Kinder der Brauereistraße, Martinstraße, Gnadauer Straße, Neuen Straße, aus dem Straßenzug KarlSchmidt-Straße (Hausnummern 17-49) und Schönebecker Straße (Hausnummern 49–95c), Süd- und Weststraße sollten der Grundschule Buckau zugeordnet werden. Somit sollen dort drei erste Klassen entstehen, was auch die Doppelnutzung der Horträume erforderlich machen könnte. Das sei vielleicht keine Dauerlösung. Doch angesichts der Tatsache, dass Kinder die ihre Schule aus dem Fenster sehen könnten, sie aber nicht besuchen dürften, sei es der einzige Weg. Aber auch einer, der für einen Dominoeffekt in anderen Schulbezirken sorgen könnte, gab Bernd Heynemann (CDU) zu bedenken. Er plädierte dafür, dem Ursprungsantrag zuzustimmen. „Wichtig ist, dass wir für über 2000 Schüler eine Lösung finden müssen.“ Ähnlich sehen es die Linken.

René Hempel macht Probleme in der Umsetzung der Dreizügigkeit aus. Weil mehr Lehrer gebraucht würden. Das größte Dilemma sei aber, so Hempel:„Wir müssen im Mangelsystem entscheiden, wen wir dafür bestrafen, dass wir in einigen Orten zu wenig Schulplätze haben.“ Damit brachte er einen weiteren Stein ins Rollen. Könnte perspektivisch im Süden der Stadt nicht noch eine Grundschule gebaut werden? Pläne dazu habe es schon vor Jahren gegeben, wie auch Jens Rösler (SPD) in Erinnerung brachte. Mit Blick auf geplante 4000 Wohnungen auf dem Gelände Fahlberg-List im Magdeburger Süden und ebenso vielen auf dem RAW-Areal sei das durchaus mehr als ein Gedankenspiel. Laut Stieler Hinz gebe es derzeit aber genügend Grundschulen. Eine weitere würde wohl nicht genehmigt werden. Gleichwohl die Kapazität der drei Grundschulen im Süden der Stadt auch bis zum Schuljahr 2028/29 immer noch nicht ausreiche.

Um allen Eltern in Magdeburg Planungssicherheit geben zu können, musste ein Beschluss her. Dem Änderungsantrag für drei Eingangsklassen stimmten 29 Stadträte zu, 17 waren dagegen. Stieler-Hinz betonte im Gespräch mit der Volksstimme, dass der Beschluss rechtssicher sei. Es handle sich aber nicht um eine Dreizügigkeit, sondern um drei erste Klassen.

Volksstimme Magdeburg

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