Bunte Schule in Keimzelle der Kultur

Neue Leiterin der Sekundarschule „Heinrich Heine“ setzt auf Kommunikation und Einbindung in den Stadtteil

Schulleiterin einer Sekundarschule zu sein in einem sozial sehr gemischten Einzugsgebiet wie Buckau gehört landläufig nicht zu den Traumjobs. Warum tun Sie sich das trotzdem an? Muss man in heutigen Zeiten ja fast fragen. Ich bin schon seit Jahrzehnten an der Schule und wollte die Einrichtung noch mal neu in Buckau verorten. Dazu gehört für mich, die Schule voranzubringen mit den Visionen, die ich habe. Ich möchte gern das Potenzial der Schule nutzen und sie noch viel stärker an den Stadtteil Buckau anbinden, der auch über sehr viel Potenzial verfügt. Was sind Ihre wichtigsten Ziele? Ich möchte ein Mehr an Miteinander, mehr Kommunikation unter Kollegen und unter Schülern und mit dem Umfeld. Schule bedeutet für mich nicht nur sechs Stunden Frontalunterricht. Das funktioniert nicht mehr. Wir müssen uns einbinden, wir müssen uns mehr Zeit nehmen, um das Paket Schule rund zu machen, damit wir Erfolge mit und für die Schüler haben.

Die Schule steht im Herzen von Buckau. Was sind die Mit dem heutigen Schulbeginn gibt es auch einen Neustart an der Sekundarschule „Heinrich Heine“ in Buckau. Kirsten Kuck, bereits jahrelang Lehrerin an der Schule, übernimmt die Schulleitung. Rainer Schweingel sprach mit ihr. besonderen Herausforderungen? Buckau war ein klassisches Arbeiterviertel, dazu die früheren Rivalitäten mit Salbke und Fermersleben. Das alles spürt man noch ein bisschen. Man spürt aber auch das Neue. Zuzug, die Anbindung an die Elbe, es wird gebaut. Wir haben jetzt eine gute, bunte Mischung. Es werden also Migrationskinder angebunden, die wir im Klassenverband integrieren. Wir sehen da aber kein Problem, es funktioniert hervorragend. Wenn man das alles nutzt, die Leute, die wir hier haben, und das elbnahe Stadtgebiet, und Buckau als Keimzelle der Kultur versteht und nutzt, dann können wir aus unserer Einrichtung auch eine bunte Schule machen. Was bedeutet für Sie Lehrer sein? Lehrer sein ist für mich Berufung.

Eigentlich wollte ich Tierarzt werden. Ich habe damals aber den Abi-Platz nur bekommen, wenn ich Lehrer werde. Und das war letztlich gut so. Ich habe dann gemerkt, dass Lehrer genau das ist, was ich machen wollte. Das ist bis heute so geblieben. Ich liebe den Beruf. Und das treibt mich auch an. Man liest immer von überaltertem Lehrerpersonal und hohen Krankenständen. Wie sieht das an Ihrer Schule aus? Diese Herausforderungen gibt es bei uns auch. Wir sind nur zu 93 Prozent mit Personal versorgt. Wir haben Kollegen, die weit über 60 sind. Aber wir haben auch junge Lehrer, darunter auch Seiteneinsteiger. Das sind alles Aufgaben, die wir gemeinsam bewältigen müssen. Was heißt das konkret? Da sich die Personallage wohl in absehbarer Zeit nicht verbessern wird, müssen wir damit umgehen.

Es ist eine fatale Lage. Das heißt konkret, dass wir vor Klassenverbünden mit 28 Schülern stehen. Und wir haben dort alles drin: Zum Beispiel Schüler mit Nachteilsausgleich oder Schüler, die Autisten sind. Pro Klasse steht aber nur ein Lehrer sowie für die ganze Schule nur ein pädagogischer Mitarbeiter und eine Schulsozialarbeiterin zur Verfügung. So kann man Schule nicht gerecht werden. Wenn ich Ihr Kultusminister wäre: Was würden Sie mir sagen? Ich würde ihm sagen, dass Schule und Kinder die Zukunft sind und wir ihnen mit der jetzigen Ausstattung nicht gerecht werden können. Wir müssen einfach mehr Personal und eine bessere Ausstattung bekommen. So funktioniert Schule jedenfalls nicht. Sekundarschulen haben einen schlechten Ruf. Wer irgendwie kann, will aufs Gymnasium.

Warum kann eine Sekundarschule wie die Ihre trotzdem die richtige Einrichtung sein? Das sind alles Vorurteile. Wir als Gemeinschaftsschule bieten ja bis hin zum Abitur alle Möglichkeiten an. Ich würde mein Kind nicht in eine 1000-Schüler-Schule schicken. Hier haben wir noch die Möglichkeit, individuell auf die Kinder einzugehen. Wir sind kleiner, familiärer und können auf den Einzelnen mit seinen Wünschen und Bedürfnissen besser schauen. Das Fachliche ist sicher dasselbe, die Frage ist aber auch, wie man ringsum mit den Schülern umgehen kann. Da spielt es schon eine Rolle, ob man zwei- oder siebenzügig ist. Im Moment erleben wir schon, dass es vermehrt Rückkehrer an die Gemeinschaftsschulen gibt.

Volksstimme Magdeburg

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