Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter hat die Schüler-Demos für den Klimaschutz gegen Kritik verteidigt. Die Debatte, ob diese während der Schulzeit stattfinden dürften, zeige, dass man das Anliegen der Schüler nicht ernst nehme, von den wirklichen Problemen ablenken wolle, sagte er im Interview mit Deutschlandfunk-Moderator Christoph Heinemann.
Christoph Heinemann: Herr Hofreiter, was bedeutet Schulpflicht?
Anton Hofreiter: Ich glaube, dass das eine klassische Debatte ist, um abzulenken, um diese jungen Menschen klein zu machen, um ihr Anliegen nicht ernst zu nehmen. Es ist viel davon die Rede, dass 2050, was uns, die wir schon etwas älter sind, weit entfernt scheint, wir klimaneutral sein müssen. Wenn die Bundesregierung so weitermacht, sind wir davon ganz unendlich weit entfernt. Aber ein Großteil der Menschen, die jetzt protestieren, der jungen Menschen, sind dann jünger, als ich es bin. Wir sind dabei, deren Zukunft zu zerstören. Das haben die begriffen und das ist ein riesen Problem.
Herr Hofreiter, was bedeutet Schulpflicht?
Das ist diese klassische Debatte, um diese jungen Menschen nicht ernst zu nehmen, um diese Menschen klein zu machen, um von den wirklichen Problemen abzulenken, um den Leuten ihre Zukunft wegzunehmen, um nicht darüber diskutieren zu müssen, dass wir deren Zukunft zerstören. Das ist ein klassisches Spiel, das man immer wieder mit ernsten Anliegen macht, und ich bin nicht bereit, dieses Spiel mitzumachen.
Wieso können Sie diese einfache Frage nicht beantworten? Was bedeutet Schulpflicht?
Ich könnte Ihnen diese Frage beantworten. Aber es geht diesen jungen Menschen nicht um die Schulpflicht, sondern es geht ihnen um die Problematik, dass wir, wir, die wir in Verantwortung stehen, und die Bundesregierung, ihnen ihre Zukunft wegnehmen. Und ich bin mir sicher, dass diese jungen Menschen gemeinsam mit ihren Eltern und mit den Schulleitern eine gute Regelung dafür finden werden.
Herr Hofreiter, wie sollen Lehrerinnen und Lehrer denn reagieren, wenn Schülerinnen und Schüler heute unentschuldigt fehlen?
Wie gesagt, wir werden da nicht zusammenkommen. Nämlich ich möchte über die Klimakrise sprechen. Sie möchten diese jungen Menschen darauf reduzieren, ob sie in die Schule gehen oder nicht. Kluge Schüler haben mal gesagt, die Lokführer streiken ja auch nicht in ihrer Freizeit.
Herr Hofreiter, entschuldigen Sie bitte! Ich hatte Sie nach Lehrerinnen und Lehrern gefragt. Wie sollen die reagieren, wenn Schülerinnen und Schüler an Fridays for Future nicht zum Unterricht gehen?
Lehrerinnen und Lehrer sollen schlichtweg vernünftig mit ihren Schüler und Schülerinnen darüber reden, was sie unternehmen können, damit die jetzt herrschenden Menschen nicht ihre Zukunft zerstören.
Wieso kann man nicht samstags demonstrieren?
Das haben die Schülerinnen und Schüler selbstbewusst so entschieden, dass sie am Freitag auf die Straße gehen. Offenbar ist die Aufmerksamkeit deutlich größer. Was problematisch ist, dass es zu viele Menschen gibt, die das Anliegen der jungen Menschen nicht ernst nehmen, sondern sie infantilisieren wollen, auf nur die Frage der Schulpflicht reduzieren wollen und erkennbar nicht über das Riesenproblem diskutieren wollen, dass wenn wir so weitermachen durch das jahrelange nicht ausreichende Handeln wir diesen Menschen ihre Zukunft nehmen.
Volksstimme Magdeburg