Die Stadt plant eine übergreifende Konferenz zum Thema Mobbing und Gewalt an Schulen. Außerdem im Gespräch: die Einrichtung einer Stabsstelle Mobbing samt Notfall-Hotline. Der Eltern-Brandbrief zur Sache war Thema im Bildungsausschuss.
Ende März platzte dem Stadtelternrat sozusagen der Kragen. Im Angesicht sich häufender Elternklagen darüber, dass das Thema Mobbing an vielen Schulen nicht ernst genommen würde, und mehrerer dramatischer Vorfälle, bei denen allerdings der Hintergrund – Mobbing oder nicht – teils offen ist, schrieb der Elternrat einen Brandbrief an alle Stadträte, die Schulverwaltung und die Landesaufsicht (Volksstimme berichtete). Der Brief kam offenbar an – im Wortsinn, aber auch inhaltlich in den Köpfen.
Konferenz geplant
In der Vorwoche hat sich der Bildungsausschuss des Themas angenommen. „Auf jeden Fall ist uns bewusst, dass wir uns damit befassen müssen“, gibt Ausschusschef Bernd Heynemann (CDU) zu Protokoll. Im dritten Quartal sei eine Konferenz zum Thema Mobbing und Gewalt an Schulen in Magdeburg geplant, die der Bildungs- und der Jugendhilfeausschuss gemeinsam initiiert haben. „Wir wollen dazu Vertreter aus Schulen, der Eltern- und Schülervertretungen und Schulsozialarbeiter einladen und sie in einem geschützten, nicht-öffentlichen Raum zum Thema anhören“, so Heynemann. Abhängig vom Ergebnis der Anhörung sei der Bildungsausschuss offen für die Anregung des Elternrates zur Einrichtung einer Stabsstelle Mobbing und/oder einer Mobbing-Hotline bei der Verwaltung. „Allerdings muss das der im Mai neu gewählte Stadtrat entscheiden“, verweist Heynemann auf die zeitlich nur noch beschränkten Möglichkeiten des aktuellen Rates.
Trauriges Nachspiel
Mit anderen Nachwehen ihres Briefes und dem Bekanntwerden u. a. des dramatischen Fenstersturzes eines jugendlichen Schülers aus einer Magdeburger Gemeinschaftsschule (Volksstimme berichtete), ist der Stadtelternrat nicht glücklich. „Die Schulleitung hat nach Rücksprache mit dem Landesschulamt die Abschlussfahrt der jetzigen 10. Klasse abgesagt, da hier niemand mehr die Verantwortung übernehmen möchte“, so Tim Liebe, Vorsitzender des Stadtelternrates. Für die Kinder sei das ein sehr „trauriges Nachspiel“. Das Landesschulamt hatte nach dem Sprung eines 16-Jährigen aus dem Schulfenster Psychologen an die Einrichtung geschickt und Mobbing als Ursache zunächst ausgeschlossen. Die Schule fühle sich zu Unrecht als Problemschule hingestellt. Insgesamt stünden Befindlichkeiten um den Ruf einzelner Schulen einer offenen Aussprache nicht selten im Wege.
Die Eltern sind im April zur Aussprache mit dem in Halle ansässigen Landesschulamt eingeladen. Das dortige Referat Schulpsychologie ist zuständig u. a. für die Bekämpfung von Mobbing und Gewalt, beklagt allerdings selbst, dass Fälle erst spät oder gar nicht im Amt bekannt würden. Schulleitungen werden ermuntert, bereits Verdachtsmomente zu melden.
Volksstimme Magdeburg