Grippe fegt Klassenzimmer in Sachsen-Anhalt leer / Rückkehr zum Distanzunterricht
Die Erkältungs und Grippewelle in Sachsen Anhalt hinterlässt tiefe Spuren in den Schulen des Landes. Die Zahl der Krankschreibungen steigt seit Wochen stark an. Betroffen sind Schüler und Lehrer gleichermaßen, wie das Landesschulamt auf Anfrage der Volksstimme mitteilt. Vielerorts sind die Klassenzimmer wie leer gefegt. Besonders hart hat die Influenza am Gymnasium Martineum in Halberstadt zugeschlagen. 40 Prozent der Schüler liegt flach. In absoluten Zahlen: Von 760 Schülern fehlen knapp 300. Der Großteil meldete sich im Verlauf dieser Woche vom Unterricht ab. Bei den Lehrern ist die Ausfallquote ähnlich hoch.
Aber die Stadt im Harzvorland ist beileibe kein Einzelfall. Am Jahn-Gymnasium in Salzwedel beobachtet Schulleiter Ralf Hoppstock ebenfalls, dass die Krankmeldungen steigen: „Eine genaue Zahl kann ich zwar nicht nennen, aber ich vermute, dass sie relativ hoch ist.“ An der Diesterweg-Sekundarschule in Stendal ist eine fünfte Klasse besonders gebeutelt, wie Schulleiterin Heike Szebrat berichtet: „Acht von 20 Schülern sind krank. Das ist natürlich ein extremer Wert.“ Ansonsten komme ihre Schule relativ glimpflich durch die schwierige Zeit. „Im Schnitt haben wir etwa zwei bis drei Krankheitsfälle pro Klasse. Das ist für diese Jahreszeit aber nicht ungewöhnlich“, sagt Szebrat.
Im Landesschulamt in Halle beobachtet man die Entwicklung genau. „An manchen Schulen geht nur noch ein Drittel der Kinder und Jugendlichen zum Unterricht“, sagt Schulamtssprecher Tobias Kühne. Wie viele Schüler genau krank geschrieben sind, kann er nicht beantworten. „Diese Daten werden nicht zentral bei uns erfasst“, sagt der Schulamtssprecher. Ähnlich gravierend sei die Lage bei den Lehrern. Die Krankheitswelle schlage tiefe Schneisen in die Kollegien. Das hat natürlich Auswirkungen auf den Unterricht. Von normalen Abläufen sind viele Schulen weit entfernt. „Mancherorts musste man in den Distanzunterricht wechseln, weil nicht mehr alle Schüler betreut werden konnten“, sagt Kühne. Man versuche, diese Phasen so kurz wie möglich zu halten, komme jedoch nicht immer drum herum.
Das Problematische daran: Viele Lehrerstellen sind ohnehin nicht besetzt. Im Land lag die Unterrichtsversorgung bei öffentlichen Schulen im Oktober bei gerade mal 93,5 Prozent. Bei Sekundarschulen wird dieser Wert sogar noch unterschritten, er liegt bei nur 88 Prozent. Fallen nun zusätzlich Kräfte aus, gerät die Unterrichtsversorgung vollends in Gefahr. Heike Szebrat bringt es unmissverständlich auf den Punkt: „Wenn bei unserer schwierigen Personalsituation noch drei Kollegen wegen Krankheit fehlen, kommt das fast einem Katastrophenfall gleich.“
Volksstimme Magdeburg