Ottersleber Viertklässler sollen für zwei Jahre in Bürogebäude am Werner-von-Siemens-Ring unterrichtet werden
Wenn es nach der Stadt geht, werden die Viertklässler der Ottersleber Grundschule statt an einer Außenstelle in der Ernst-Wille-Gemeinschaftsschule auf 800 Quadratmetern in einem Bürogebäude am Werner-von-Siemens-Ring unterrichtet. Dafür, dass die entsprechenden Verträge geschlossen werden und das für die Mietkosten notwendige Geld ausgegeben werden darf, hat der Stadtrat während seiner Sitzung am Donnerstag den Weg frei gemacht.
Keine Zustimmung gab es derweil für den Passus in der Vorlage aus der Stadtverwaltung, dass als Alternative die Grundschule im Gneisenauring genutzt werden soll. Der Grund: Wie im Schulausschuss halten die Stadträte den zehn Kilometer weiten Schulweg für untragbar – selbst wenn dafür nicht die regulären Linien der Magdeburger Verkehrsbetriebe genutzt würden, sondern eigens ein Schülerverkehr eingerichtet würde.
Weite Wege behindern Organisation des Alltags
CDU-Stadtrat Wigbert Schwenke hatte in einem Redebeitrag darauf verwiesen, dass eine solche Entfernung neben dem Schülertransport auch aus schulorganisatorischen Gründen schwierig sei. Sprich: wenn Lehrer während des Schultags zwischen vierten und anderen Klassen längere Fahrzeiten einplanen müssen.
In ihrer Ablehnung ließen sich die Räte auch nicht vom Hinweis des Oberbürgermeisters beirren, dass der Verzicht auf die Alternative im schlimmsten Fall eine Verzögerung bei der Sanierung der Ernst-Wille-Gemeinschaftsschule und Kostensteigerungen bedeuten könnte. Denn bislang fehlt noch die brandschutzrechtliche Genehmigung für die Nutzung der Büroräume im Werner-von-Siemens-Ring. Falls die entgegen den Erwartungen nämlich nicht erteilt wird, stünde erneut die Suche nach einem Alternativstandort an.
Keine Mehrheit gab es für den Vorschlag der bündnisgrünen Fraktion, angesichts der hohen Mietkosten von mehr als 26 Euro pro Quadratmeter gleich über den Kauf der entsprechenden Räume nachzudenken. Grünenstadtrat Jürgen Canehl sagte angesichts der weiter steigenden Schülerzahlen in Magdeburg: „Wir werden die Räume brauchen.“ Zumal es sich dann um für den Unterricht hergerichtete Räume handele. Dass es keine Mehrheit für den Vorschlag gab, mag auch daran liegen, dass sich die anderen Fraktionen düpiert fühlten, dass der Vorschlag sehr kurzfristig vorgelegt wurde, so dass man sich nicht damit habe beschäftigen können. Kritik gab es dazu vom CDU-Ratsherrn Reinhard Stern und vom SPD-Ratsherrn Christian Hausmann. Er wie Oberbürgermeister Lutz Trümper fanden kritische Worte mit Blick auf die Schulwege: Wenn den Otterslebern nicht zugemutet werden solle, nach Neu-Olvenstedt zu fahren, warum solle denn den Kindern aus anderen Stadtteilen aufgebürdet werden, in ein Gewerbegebiet am Rande von Ottersleben zur Schule zu fahren?
Volksstimme Magdeburg 03.11.2018