Stefanie Hubig, Präsidentin der Kultusministerkonferenz, hat ein klares Ziel: Unterricht für alle Schüler noch vor den Sommerferien
Es gebe ein klares Konzept, wie der Unterricht trotz Covid-19 weitergehen könne, sagt Stefanie Hubig, Präsidentin der Kultusministerkonferenz. Mit Thekla Jahn hat sie über Zeitpläne, Hygienevorschriften und versäumten Schulstoff gesprochen.
Thekla Jahn: Stefanie Hubig, welche Schüler dürfen wann wieder wie in die Schule? Das Rahmenkonzept dazu gibt es bereits, warum dauert es jetzt so lange, bis Schüler und Schulen Gewissheit haben, wie es konkret weitergeht?
Stefanie Hubig: Die Frage, wie wir weiter mit schrittweisen Öffnungen der Schulen umgehen können, hängt natürlich maßgeblich davon ab, wie sich die Infektionszahlen entwickeln und wie der Infektionsschutz funktioniert. Deshalb werden wir über die weiteren Schritte entscheiden können, wenn jetzt am Mittwoch die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder auch über diese Frage mit Blick auf den Infektionsschutz entschieden haben.
Aber am Rahmenkonzept selber liegt es nicht?
Nein. Wir haben weder die Rückmeldung bekommen, wir sollten noch etwas ergänzen oder nachbessern, sondern das Rahmenkonzept ist fertig, das ist einheitlich abgestimmt.
Aber die Schüler, die Eltern, die Lehrer, die Schulen haben immer noch keine Gewissheit. Wie können Sie das rechtfertigen? Die brauchen ja auch Vorlaufzeiten.
Ja, natürlich. Wir geben den Schulen ja auch diese Vorlaufzeiten. Und wir haben entschieden, dass wir am 27. April mit der ersten Gruppe der Schülerinnen und Schüler beginnen, am 4. Mai ist die zweite Gruppe der Schülerinnen und Schüler gekommen. Davor hatten die Schulen und auch die Schulträger, die das ja verantwortlich vor Ort machen, genug Zeit zur Vorbereitung. […] Ich verstehe, dass die Eltern Klarheit und Gewissheit haben möchten, das möchten wir auch. Und wir haben natürlich klare Stufungen in den Ländern und Pläne in den Schubladen. Aber wir brauchen ein Go und wir können nicht einfach beliebig Zeitpunkte für weitere Öffnungen festlegen. […] Und ich glaube, das hat man auch in der vergangenen Woche gesehen, als es in Nordrhein-Westfalen zunächst Entscheidungen gab, die dann zurückgenommen worden sind. Ich bin sicher, es ist gut, manchmal ein bisschen Geduld zu haben, aber dafür dann auch Entscheidungen zu bekommen, die halten.
Sie sagen, ein bisschen Abwarten, ja, die Wochen gehen ins Land. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, der Verband Bildung und Erziehung und der Bundeselternrat haben sich in der vergangenen Woche enttäuscht gezeigt ob der erneuten Verzögerung. Sie sagen, aus einem orchestrierten Vorgehen ist ein Improvisationstheater geworden. Haben sie recht?
Nein, sie haben nicht recht. Wir gehen nach wie vor sehr organisiert vor, aber ich bitte darum, zur Kenntnis zu nehmen, dass wir eine Pandemie haben und dass wir diese Dinge tun, damit der Infektionsschutz gewährleistet ist und damit sich das Virus nicht weiter ausbreitet. Deshalb haben wir die Schulen am 16. März geschlossen und deshalb können wir jetzt leider nur schrittweise wieder vorwärtsgehen. […] Wir wollen, dass jede Schülerin und jeder Schüler wieder tage- oder wochenweise in die Schule kommt, bevor die Sommerferien beginnen.
Es ploppen neue Ideen auf, um die Versäumnisse des Schulstoffs nachzuholen, von Sommercamps in den Ferien bis zu Samstagsunterricht. Ist das nicht für Schüler, Eltern und Lehrer eine unerträgliche weitere Verunsicherung in diesen Zeiten?
Ich halte es nicht für sinnvoll, Ideen zu äußern, ohne dass man weiß, wie man sie in der Praxis umsetzt. Und wenn ich sage, ich verzichte auf die Sommerferien und mache vormittags und nachmittags Unterricht und auch am Samstag, dann muss ich auch überlegen, wie ich überhaupt Lehrkräfte einsetzen kann. Und diese Antwort habe ich bisher noch nicht bekommen.
Volksstimme Magdeburg