Bertelsmann-Studie: Sachsen-Anhalt trotz positiven Trends im Bundesvergleich weiterhin auf dem vorletzten Platz
Einer Studie der Bertelsmann-Stiftung zufolge beendete 2021 erneut fast jeder zehnte Schüler in Sachsen-Anhalt seine Schullaufbahn ohne wenigstens einen Hauptschulabschluss. Insgesamt waren 1671 Jugendliche betroffen. Der Anteil der Absolventen ohne den Abschluss sank im Vergleich zu den Vorjahren: von 11,6 Prozent 2019 über 10,2 Prozent 2020 auf nun 9,6 Prozent.
Im Bundesvergleich steht Sachsen Anhalt mit den Werten dennoch an vorletzter Stelle. Nur Bremen schneidet mit 10 Prozent schlechter ab. Deutschlandweit schlossen 2021 rund 47500 junge Menschen die Schule ohne Hauptschulabschluss ab. Das entsprach 6,2 Prozent. 2019 lag der Wert noch bei 6,9 Prozent. Die wenigsten „Schulabbrecher“ gab es 2021in Bayern (5,1 %). Eine Erklärung für den insgesamt rückläufigen Trend: „Vieles spricht dafür, dass dieses Absinken einem zurückhaltenden Umgang mit Schulleistungen in dem besonders belastenden Jahr der Corona-Pandemie geschuldet ist“, schreiben die Studien-Autoren.
Interessant ist ein genauerer Blick auf die Zahlen. So kommt fast die Hälfte der Schüler ohne Hauptschulabschluss bundesweit aus Förderschulen (49,2 %). Ein Förderschulabschluss entspricht nicht dem Niveau des Hauptschulabschluss es und wird daher statistisch nicht als gleichrangig gewertet. Der Anteil der Förderschulabsolventen lag in Sachsen-Anhalt 2021 immerhin bei knapp 6,5 Prozent. Gleichzeitig sind besonders häufig Jugendliche mit ausländischer Staatsangehörigkeit sowie Jungen von „Schulabbruch“ betroffen. Bundesweit waren nur 38 Prozent der Absolventen ohne Abschluss 2020 Mädchen. Die Abbruchquote unter Deutschen lag in Sachsen-Anhalt 2020 bei 9,7 Prozent, unter Ausländern bei 19,5 Prozent. Das Bildungsministerium erklärte zu den Zahlen, ein Schulabgang ohne Hauptschulabschluss sei einem Abbruch nicht gleichzusetzen. Der Abschluss könne etwa durch einen Wechsel der Schulform nachgeholt werden.
Das Jahr 2021 dürfte zudem pandemiebedingt kaum für einen Vergleich geeignet sein, so das Haus von Eva Feußner (CDU) weiter. So hätten Schüler die Möglichkeit gehabt, ein Jahr anrechnungsfrei zu wiederholen. Zudem verwies das Ministerium auf Programme wie „Schulerfolg sichern“. Dessen Ziel ist es, Schulabbruch über Schulsozialarbeit zu verhindern. „Trotz positiver Entwicklungen ist es in den vergangenen zehn Jahren insgesamt nicht gelungen, den Anteil junger Menschen ohne Schulabschluss zu reduzieren“, sagte Expertin Nicole Hollenbach-Biele von der Bertelsmann-Stiftung zu den Daten. Wer ohne Abschluss die Schule verlasse, habe ein höheres Risiko, in prekären Beschäftigungsverhältnissen zu landen.
Volksstimme Magdeburg