Oberbürgermeister Lutz Trümper hält ein kostenloses Ticket für Schüler für zu kostspielig. Er spricht von bis zu 13 Millionen Euro Kosten. Linkenstadtrat René Hempel wollte jetzt aber Auskunft, was genau eine solche Regelung bedeuten würde. Und die Sozialdemokraten wollen ein entsprechendes Angebot ab 2021 schaffen.
Ist es möglich, dass Magdeburger Schüler kostenlos mit Bus und Bahn fahren können? Nachdem der Rostocker Stadtrat einen entsprechenden Beschluss für die Hansestadt gefasst hatte, war diese Idee auch in anderen Kommunen bereits diskutiert worden. Während Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand der Idee gegenüber aufgeschlossen war, zeigte sich Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper im Gespräch mit der Volksstimme am 27. Oktober skeptisch. Jetzt war eine freie Fahrt für Schüler auch in Magdeburg Thema im Magdeburger Stadtrat.
Freie Fahrt für bis zu 30 000 junge Menschen
In einer von René Hempel aus der Fraktion Die Linke/Future unterzeichneten Anfrage wird die Verwaltung um Auskunft gebeten, wie viele Schüler in der Landeshauptstadt von einem entsprechenden Angebot profitieren würden, welche zusätzlichen Kosten das für den Magdeburger Haushalt bedeuten würde und vor allem: ob ein kostenfreies Ticket für Schüler in Magdeburg bis 2020 ebenfalls denkbar ist.
In einer ersten mündlichen Antwort hat nun Oberbürgermeister Lutz Trümper seine Kritik mit Zahlen untermauert. An den allgemeinbildenden und den berufsbildenden Schulen würden demnach in der Landeshauptstadt 28 000 bis 30 000 Schüler von einer entsprechenden Regelung profitieren. Laut dem Magdeburger Oberbürgermeister würden aus der Stadtkasse dann 8 bis 13 Millionen Euro Jahr für Jahr in die Freifahrscheine für Schüler fließen. An die Befürworter eines Freifahrscheins für junge Leute sagte Lutz Trümper: „Sie müssen sagen, woher das Geld kommen soll.“
Hintergrund: Selbst wenn die Stadt aufgrund guter wirtschaftlicher Daten im Vergleich zu anderen Kommunen recht gut dasteht – die Gelder, die die Stadt einnimmt, sind zum größten Teil gebunden. Neben Verkehrsprojekten sind dabei derzeit auch die Investitionen in Schulen und Kindertagesstätten kostenintensive Beispiele.
Des ungeachtet reizt auch die Partei des Oberbürgermeisters, die Sozialdemokraten, das Thema. Sie hatten einen entsprechenden Beschluss auf ihrem Stadtparteitag gefasst. Und für den 6. Dezember möchten sie im Stadtrat eine Mehrheit für einen entsprechenden Beschluss erringen. Einer der Initiatoren ist SPD-Stadtrat Christian Hausmann. Er sagt: „Besonders Familien mit geringeren Einkommen profitieren hiervon.“ Insbesondere bei ihren außerschulischen Aktivitäten würden die Magdeburger unter 18 Jahren dann gleichgestellt. Für Berufsschüler streben die Sozialdemokraten eine Beteiligung von Ausbildungsbetrieben an. Bei den Sozialdemokraten ist nur von zusätzlichen Kosten in Höhe von rund vier Millionen Euro die Rede.
Aktuelles Angebot gilt nur in engen Grenzen
Zwar gibt es in Magdeburg bereits jetzt Schülertickets. Doch diese sind in ihrer Nutzbarkeit eingeschränkt. Gültig ist es nur an Schultagen zwischen 5.30 und 20 Uhr. Kostenlos gibt es die Schülertickets nur bis zur zehnten Klasse, und zwar nur für Schüler bis zur sechsten Klasse, die weiter als zwei Kilometer von ihrem Wohnort, und für Schüler der siebten bis zehnten Klasse, die weiter als 2,5 Kilometer von ihren allgemeinbildenden Schulen entfernt wohnen. Für Berufsschüler und für Schüler elfter und zwölfter Klassen gilt nicht nur ein Mindestschulweg von drei Kilometern, zudem müssen sie einen Eigenanteil von 100 Euro pro Schuljahr leisten.
Neben dem Rostocker Vorstoß tut sich derzeit auch in einigen westdeutschen Kommunen etwas: Die fünf Städte Bonn, Essen, Herrenberg, Mannheim und Reutlingen werden massiv vom Bund unterstützt, um ihre Nahverkehrsangebote zu stärken. Dort ging es aber darum, subventioniert preisgünstigere Angebote als bisher zu schaffen. Für die fünf Kommunen sind insgesamt Zuschüsse von 125 Millionen Euro bis zum Jahr 2020 vom Bund vorgesehen.
Wie es in Magdeburg weitergeht, dürfte im kommenden Monat der Stadtrat entscheiden.
Volksstimme Magdeburg 07.11.2018