Bisher nur wenige Abmeldungen vom Präsenzunterricht
Das Coronavirus grassiert in Magdeburgs Schulen besonders stark. Seit gestern gilt daher: Eltern können unter bestimmten Voraussetzungen ihr Kind aus der Schule nehmen. Davon Gebrauch haben bisher allerdings nur wenige gemacht.

Nach einer Transplantation habe sich eine Familie hilfesuchend an Schulleiter Reimund Märkisch gewandt. Die Angst, dass ihr Kind das Coronavirus aus dem Norbertusgymnasium mit nach Hause bringen könnte, war groß. Reimund Märkisch stimmte zu, das Kind daheim
weiter zu beschulen. Doch da war es schon zu spät. Zwei Tage später sei das Kind positiv auf das Coronavirus getestet worden. Für diese Mutti kam die Aufhebung der Präsenzpflicht in Schulen zu spät. Gewiss ein
Einzelfall, dennoch ein exemplarisches Beispiel dafür, wie das Virus aus der Schule in die Familie gelangt und dort insbesondere das Leben von Menschen, die einer besonderen Risikogruppe angehören, gefährdet.
Gestern trat die Aufhebung der Präsenzbeschulung in Kraft. Eltern können ihr Kind nun schriftlich von der Anwesenheitspflicht befreien. Die Abmeldung muss allerdings durch Belange des Infektionsschutzes
begründet sein. Lebt beispielsweise eine Person, die einer Risikogruppe angehört, mit im Haushalt oder gehört das Kind gar selbst einer Risikogruppe an, kann der Unterricht zu Hause fortgeführt werden.
In Anspruch genommen haben das gestern nur wenige. In der Thomas-Mann-Schule in Cracau sei lediglich eine Abmeldung eingegangen. Vielmehr melden vermehrt Eltern ihre Kinder krank, war aus dem Sekretariat zu erfahren. Etwa 15 bis 20 sind es aktuell. Positive Corona-Fälle gebe es vereinzelt, jedoch in keiner Größenordnung, dass Klassen
in Quarantäne geschickt werden müssen.
Viele Krankmeldungen gebe es auch in der Grundschule Diesdorf, berichtet Michaela Amme. Ob dies mit der Sorge vor dem Coronavirus zusammenhänge oder einfach Auswirkungen der Erkältungszeit sind, kann die Schulsekretärin nicht beurteilen. Sie weiß aber dennoch,
dass es in den vergangenen Jahren zu dieser Jahreszeit ohnehin vermehrt Krankmeldungen gab.
Dass an der Grundschule ein Kind positiv auf das Coronavirus getestet wurde, sei vereinzelt vorgekommen, halte sich aber in Grenzen. Eine Abmeldung von der Präsenzpflicht lag ihr gestern nicht vor. Auch in der Stadtfelder Sekundarschule „LebenLernen“ habe es bisher keine Abmeldung gegeben.
Eine einzige Abmeldung bekam bisher Frank Skroblien. Wie der Schulleiter des Siemensgymnasiums erzählt, sei die Lage an seiner Schule glücklicherweise überschaubar. Von den 560 Schülern befinden sich aktuell neun in Quarantäne. Vier von ihnen wurden positiv auf das Coronavirus getestet. Lehrer seien bisher noch nicht betroffen gewesen.
Etwas weniger entspannt war die Situation am Norbertusgymnasium. Hier sah sich Schulleiter Reimund Märkisch bereits vor der Kabinettsentscheidung über die Aufhebung der Anwesenheitspflicht gezwungen, zu handeln. Vor zwei Wochen entschied er gemeinsam mit Eltern und dem Schulelternrat, Schülern, in deren Klassen vermehrt Infektionsfälle auftraten, das Homeschooling zu ermöglichen.
So können die Eltern und Schüler betroffener Klassen selbst entscheiden, ob sie dem Unterricht digital daheim oder vor Ort in der Schule folgen wollen. Von insgesamt 34 Schulklassen werde das derzeit in fünf Klassen so praktiziert, erzählt er. Dadurch gebe es auch nur noch vereinzelt Coronainfektionen in der Schule und nur wenige Eltern haben von der Möglichkeit, ihr Kind von der Präsenzbeschulung zu befreien, Gebrauch gemacht.
Volksstimme Magdeburg