Grundschüler in Mathe nur Mittelmaß

Studie vergleicht Leistungen der Viertklässler in der EU / Deutsche Kinder unter dem Durchschnitt
Die internationale TIMSS-Studie zeigt alle vier Jahre, wie fit die europäischen Viertklässler in Mathematik und den Naturwissenschaften sind. Deutsche Schüler schneiden dabei eher schlecht ab.

Die deutschen Grundschüler liegen in Mathematik und Naturwissenschaften hinter Gleichaltrigen aus anderen Wirtschaftsnationen zurück. Nach der gestern veröffentlichten internationalen TIMSS-Studie kamen die deutschen Viertklässler im Fach Mathematik auf 521 Punkte. Das ist deutlich unter dem Mittelwert der anderen teilnehmenden EU-Staaten von 527 Punkten und noch etwas deutlicher als die 529 Punkte, die Kinder aus Staaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) im Schnitt erzielten.

Die 521 Punkte der deutschen Grundschüler liegen auf dem Niveau der vorherigen TIMSS-Studie, bei der die deutschen Viertklässer 522 Punkte geholt hatten. Während die mathematischen Leistungen damit zumindest stabil blieben, verschlechterten sie sich in Naturwissenschaften erheblich. Hier kamen die Viertklässler noch auf 518 Punkte – in den drei Vorgängerstudien 2015, 2011 und 2007 lagen sie um zehn Punkte höher bei 528 Punkten. Sowohl der EU-Durchschnitt von 522 Punkten als auch der OECD-Durchschnitt von 526 Punkten lag über dem deutschen Ergebnis.

Im Fach Mathematik fiel bei der Studie auf, dass jeder vierte deutsche Grundschüler nur elementares mathematisches Wissen hat – dies sei ein deutlicher Anstieg gegenüber den TIMSS-Studien 2007 und 2011. Seit 2007 habe sich auch kontinuierlich der Anteil der Grundschüler in Deutschland verringert, die eine positive Einstellung zum Fach Mathematik haben. In den Naturwissenschaften befinden sich mit 27,6 Prozent der deutschen Grundschüler mehr auf den niedrigsten Kompetenzstufen als in der EU mit 25,1 Prozent und in der OECD mit 24,1 Prozent.

Jungen holten im Fach Mathematik mit 526 Punkten um zehn Punkte bessere Ergebnisse als Mädchen. Bei diesen ist seit 2011 ein leichter Leistungsrückgang festzustellen. In den Naturwissenschaften erzielten Jungen mit 520 Punkten und Mädchen mit 516 Punkten ähnliche Ergebnisse. Damit reduzierte sich zwar der Leistungsunterschied der Geschlechter – dies liegt aber an einem Rückgang der Leistungen der Jungen.

Potenzial ausschöpfen
Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD), erklärte, es gebe nun zwei zentrale Handlungsfelder. Die Politik müsse dafür sorgen, dass der Bildungserfolg nicht von der Herkunft und vom Geldbeutel abhänge. Außerdem müsse sich auch um die Leistungsstarken gekümmert werden, um deren Potenzial voll auszuschöpfen. Für beides seien Initiativen von Bund und Ländern auf den Weg gebracht.

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, nannte den Rückstand bei den besonders leistungsstarken Grundschülern im Fach Mathematik dramatisch. Nur sechs Prozent der deutschen Schüler hätten die höchste Kompetenzstufe erreicht, im OECD-Durchschnitt seien es fast doppelt so viele. Es sei richtig, dass alles versucht werden müsse, besonders leistungsschwache Kinder verstärkt zu fördern. „Es ist aber falsch, die Leistungsspanne dadurch zu reduzieren, dass leistungsstärkere Kinder weniger gefördert werden.“

Hingegen nannte der Direktor des Leibniz-Instituts für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (IPN) in Kiel, Olaf Köller, besonders die große Gruppe der leistungsschwachen Kinder „beunruhigend“. Dem „Handelsblatt“ sagte Köller, bundesweit müsse bei rund 200 000 Viertklässlern davon ausgegangen werden, dass sie nach dem Übertritt in die Sekundarstufe eins nicht anschlussfähig rechnen könnten.

Volksstimme Magdeburg

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