„Durch den wohlverdienten Ruhestand von fünf Kollegen zum Halbjahr bzw. kurz danach und längerfristige Erkrankungen wird sich die ohnehin schon schwierige Unterrichtsversorgung weiter verschlechtern.“ Zettel mit dieser und weiteren Hiobsbotschaften verteilte die Schulleitung der Integrierten Gesamtschule (IGS) Willy Brandt zusammen mit den Halbjahreszeugnissen an die Schüler. Nebst Lehrerwechseln in einzelnen Klassen werden konket Einschnitte am Physikunterricht, eine Streichung der Individuellen Lernzeiten (Förderunterricht) und des PC-Unterrichtes angekündigt. Der Schule bleibe „keine andere Wahl“, heißt es wörtlich, denn von sechs ausgeschriebenen Stellen habe bisher nur eine besetzt werden können.
Die Empörung in der Elternschaft ist groß. Elternvertreterin Beatrice Apel trug sie in die Bürgerfragestunde des Stadtrates. „Dauerausfälle, gekürzte Stundentafeln, Lehrer im Dauerkrankenstand … Was wird aus dem Unterricht unserer Kinder? Wir sind in großer Sorge um sie und um ihre Abschlüsse.“
Tatsächlich – und das erklärte der Bildungsbeigeordnete Matthias Puhle (SPD) im Nachgang – waren die Eltern im Stadtrat an der falschen Adresse mit ihrer Klage. Für die Unterrichtsversorgung und die Sicherstellung von ausreichend Personal dafür ist das Land Sachsen-Anhalt zuständig.
Dennoch und weil das Thema längst nicht nur eine Schule in Magdeburg (und im ganzen Bundesland) betrifft, ließ es Puhle sich nicht nehmen, hinter die Elternschimpfe die der Stadtverwaltung hinterherzuschicken: „Das ist das Ergebnis einer Fehleinschätzung der letzten Jahre“, so Puhle. Viel zu spät habe die Landesregierung versucht, bei der Lehrerausbildung nachzusteuern und schließlich gegen alle Proteste der Stadt 2008 die Lehrerausbildung in Magdeburg gänzlich eingestellt. „Das sind heute ganz langfristige Folgen und es wird Jahre dauern, um sie zu beheben“, machte Puhle den Eltern wenig Hoffnung auf schnelle Lösungen, zumal in den kommenden Jahren starke Lehrerjahrgänge in den Ruhestand wechselten. „Es ist ein großes Problem, das das Land lösen muss“, so Puhle. Der Stadt sei die Brisanz der Lage sehr bewusst, weshalb sich der Oberbürgermeister bereits im Auftrag des Stadtrates ans Ministerium gewandt habe. Der versammelte Stadtrat und die Eltern verfolgten Puhles Ausführungen mit Sorgenfalten.
Die Eltern wollen sich nun ans Land wenden. Die Antwort auf eine Volksstimme-Anfrage zur offenbar prekären Personalausstattung an der IGS Willy Brandt an das Landesschulamt steht noch aus.
Volksstimme Magdeburg