Was hindert junge Leute daran, sich politisch zu engagieren? Über diese Frage haben Schüler des Albert-Einstein-Gymnasiums gestern mit Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) und Landtagsabgeordnetem Florian Philipp (CDU) diskutiert und dabei kritisch auf Politik und Medien geschaut. Überraschend dabei: Die Jugend ist nicht so unpolitisch wie ihr nachgesagt wird. „Man muss nicht in einer Partei sein, um sich politisch zu engagieren“, sagte einer der Schüler, der auch bestritt, dass Jugendliche unpolitisch seien. Eine weitere Schülerin ergänzte: „Wirklich unpolitisch zu sein, ist heute kaum noch möglich.“ Jeder bilde sich seine Meinung. Nur die Parteien seien zu wenig attraktiv für junge Menschen. Unter anderem liege das auch daran, dass es schwierig sei, als junger Mensch in Parteien vorwärtszukommen und wirklich politische Verantwortung zu übernehmen, erklärte ein weiterer Schüler. Auch dass politische Parteien nur in einzelnen Punkten der Meinung der Schüler entsprächen, nannten Schüler als Grund, sich nicht in einer Partei zu engagieren. Aber auch eine zunehmende Entfernung vom Bürger wurde als Grund genannt.
Weiterhin stellten die Schüler das Vertrauen in Politik und Medien infrage. Medien bildeten immer nur einen Ausschnitt der Wirklichkeit ab, durch dessen Auswahl ein verfälschtes Bild eines Politikers oder einer Situation erzeugt werden könnte. Politiker würden zum Teil falsche Versprechungen machen. Als Beispiel nannten die Schüler den Kurswechsel des SPD-Vorsitzenden Martin Schulz, der vor der Bundestagswahl versprochen hatte, die SPD werde sich nicht wieder in eine Koalition mit der CDU begeben.
Florian Philipp ermunterte die Schüler, nicht aufzugeben und sich trotz Niederlagen weiter einzubringen. Er selbst gehöre der jüngeren Generation von Politikern an und habe es in einer überschaubaren Zeit in den Landtag geschafft. Holger Stahlknecht sagte, die Freiheit einer Demokratie bestehe auch darin, sich nicht in einer Partei zu engagieren. Einbringen könne man sich aber trotzdem, indem man zum Beispiel wählen geht. Er stimmte außerdem zu, dass die „Politikergilde“ zunehmend verklausuliert spreche und klare Aussagen vermeiden würde. Schlechte Bedingungen in Sachsen-Anhalt wollte er als Argument nicht gelten lassen. Die Situation gegenüber der Zeit nach der Wiedervereinigung, als in Sachsen-Anhalt die Arbeitslosigkeit bei 25 Prozent lag, habe sich grundlegend geändert. Inzwischen steuert das Land auf einen Fachkräftemangel zu, gab er zu bedenken. Aber wenn mit permanenter Larmoyanz durch das Land gelaufen werde, sei das nicht verwunderlich. Stahlknecht bedankte sich für die Diskussion und gab zu bedenken: „Das, was wir heute gemacht haben, war Politik.“