Leere Klassenzimmer. Bis 2025 bildet Sachsen-Anhalt erneut viel zu wenig Lehrer aus. Optimistischere Annahmen des Wissenschaftsministeriums haben sich nicht erfüllt. Leere Klassenzimmer.
Auch drei Jahre nach einem Expertenbericht bildet Sachsen-Anhalt weiter nicht mal die Hälfte der benötigten Lehrer aus. Von Alexander Walter ›
Schon 2017 hatte eine Experten-Kommission zur Ermittlung des Lehrerbedarfs eindringlich gewarnt: Sachsen-Anhalt bilde an seinen Unis bis 2022 nicht einmal die Hälfte der benötigten Lehrer aus. Als Ausweg – so rechnete das Gremium damals vor – müsste die Uni Halle als Hauptlehrerschmiede die Zahl der Erstsemesterstudienplätze rasch von 750 auf wenigstens 1000, besser 1200 erhöhen. Das zuständige Wissenschaftsministerium von Armin Willingmann (SPD) erweiterte die Kapazitäten danach zwar, aber nur auf 800. Begründung: Die Uni Halle plane, dass künftig 75 Prozent der Lehramtsstudenten ihr Studium erfolgreich beenden.
22 Prozent des Bedarfs bei Sekundarschullehrern
Dreieinhalb Jahre später zeigt sich nun: Das Ziel wurde nicht nur verfehlt. Der Anteil der Lehramtsstudenten, die ihr Studium erfolgreich beenden, ist weiter gesunken – von 61 auf nun 57 Prozent. Das geht aus einer im Januar veröffentlichten Fortschreibung des ersten Experten-Berichts von 2017 hervor.
Mit Folgen: Bis 2025 dürfte der Lehrerbedarf im Land erneut nur zu 46 Prozent aus eigener Ausbildung gedeckt werden können, heißt es im Bericht. Das bedeutet: Bei 4900 benötigten Absolventen stehen dann maximal 2230 zur Verfügung. Je nach Schulform liegen die Zahlen teils noch deutlich darunter. So bildet das Land laut Bericht selbst im Idealfall nur 22 Prozent der benötigten Sekundarschullehrer aus. Auch für Gymnasiallehrer liegt der Wert bei nur 52 Prozent.
Etwas besser sieht es mit 57 sowie 71 Prozent bei Förder- bzw. Grundschulen aus. Linke-Fraktionschef Thomas Lippmann sagte am Donnerstag: „Der Bericht zeigt die Unfähigkeit mehrer Landesregierungen, den Ausbildungs- und Einstellungsbedarf für Lehrkräfte realistisch zu prognostizieren. Es drohten riesige Probleme. Das Wissenschaftsministerium teilte zum Thema mit, belastbare Zahlen zum Studienerfolg fehlten bislang. Die im Bericht behelfsmäßig verwendete Absolventenquote habe die Schwäche, dass schon ein Fachwechsel als Studienabbruch gezählt wird.
Mehr Lehrer aus Magdeburg?
Beim Ziel einer Studienerfolgsquote von 75 Prozent bleibe es. Zu diesem Ziel hätten sich beide Unis gerade erst bekannt. Das Ministerium hält das etwa wegen sicherer Jobperspektiven auch für realistisch, sagte ein Sprecher. Minister Armin Willingmann (SPD) ergänzte: Der aktuell starke Handlungsdruck sei durch Fehleinschätzungen in der Vergangenheit entstanden, etwa mit Blick auf die Entwicklung von Beschäftigten- und Schülerzahlen.
Der Bericht dürfte die Debatte über Reformen neu beleben. Albrecht Lonzig, Geschäftsführer des Zentrums für Lehrerbildung an der Uni Magdeburg (aktuell 260 Erstsemesterplätze), regte am Donnerstag eine stärkere Rolle der Uni bei der Lehrerbildung im Land an. Bildungsminister Marco Tullner (CDU) hatte zuletzt eine eigene pädagogische Hochschule ins Spiel gebracht: Benötigte Fächerkombinationen ließen sich so gezielt vorgeben, ebenso mehr Praxisnähe, so die Argumente. Willingmann lehnt größere Reformen indes ab: Die schwerpunktmäßige Lehrerausbildung in Halle habe sich bewährt.
Volksstimme Magdeburg