Lehrermangel so schlimm wie nie

850 Pädagogen fehlen im Land / Sekundarschulen erneut Verlierer

Der Lehrermangel an Sachsen-Anhalts Schulen hat sich im Vergleich zum Vorjahr nochmals zugespitzt. Hauptverlierer sind erneut die Sekundar- und Gemeinschaftsschulen.

Die Unterrichtsversorgung, zentrale Größe für die Personalausstattung an den 760 öffentlichen Schulen, lag am 5. Oktober bei gerade noch 93,5 Prozent. Im Vorjahr waren es 94 Prozent. Schon der damalige Wert markierte einen Tiefststand. Die Daten sind das Ergebnis der jährlichen Stichtagserhebung des Bildungsministeriums von Eva Feußner (CDU). Allerdings fällt der Rückgang weniger gravierend aus als vom Ministerium zum Schuljahresstart befürchtet. Damals rechnete Feußner mit einem Wert um 92 Prozent.

Die Koalition aus CDU, SPD und FDP strebt 103 Prozent an, um Ausfall auch bei Erkrankung von Kollegen zu verhindern. Selbst zu einer Versorgung von 100 Prozent fehlen laut Bildungsressort aktuell etwa 850 Lehrer. An den einzelnen Schulformen hat sich die Lage zum Teil deutlicher zugespitzt: An den Gemeinschaftsschulen ist die Versorgung von 91,3 auf glatte 88 Prozent gefallen, an Sekundarschulen von 88,9 auf 88,1 Prozent. Auch an den Grundschulen hat sich die Situation verschlechtert (von 96 auf 95 %). Zuwächse gibt es an Gesamt- (von 94,5 auf 99,5 %) und Förderschulen (91,6 auf 92,3%). An den Gymnasien ist der Wert mit 97,9 Prozent stabil geblieben.

An einzelnen Schulen ist die Versorgung derweil erheblich schlechter: An der August-Bebel-Sekundarschule in Blankenburg etwa fielen zuletzt massiv Stunden aus. Eltern wandten sich in einem Offenen Brief an Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) und Eva Feußner. Elternratschef Thomas Bange sagte: „Es gab Schüler, die waren zwei Stunden am Tag in der Schule.“ Musik werde derzeit gar nicht erteilt. Die Unterrichtsversorgung habe –verschärft durch Erkrankungen – zeitweise bei 50 Prozent gelegen. Das Landesschulamt erklärte: Die Unterrichtsversorgung könne durch Kurzzeiterkrankungen tagesaktuell stärker schwanken, aktuell liege sie bei 71 Prozent. Damit fehlten 7Vollzeitstellen. Acht Stellen seien ausgeschrieben.

Das Amt kündigte für den 13. Dezember ein „Speeddating“für Seiteneinsteiger an. Die Schule ist kein Einzelfall. Mitte Oktober hatten Schüler von gleich vier Sekundarschulen in der Altmark wegen Lehrermangels gestreikt. Nach Elternangaben lag die Unterrichtsversorgung etwa an der Sekundarschule Goldbeck bei nur 67 Prozent. Schon jetzt zählt Sachsen-Anhalt zu jenen Ländern, in denen besonders viele Schüler in ihrer Schullaufbahn scheitern.

Laut Statistischem Landesamt, schafften 11,6 Prozent der Schüler, die die Schulen2021/22verließen (17800) nicht mal einen Hauptschulabschluss (Vorjahr 9,7 %). Feußner sieht im Zustrom ukrainischer Flüchtlingskinder eine Ursache. Den Zahlen zur Unterrichtsversorgung kann sie auch Positives abgewinnen: „Wir konnten den Durchschnittswert in etwa halten.“ Und dass obwohl vor allem durch den Ukraine-Krieg mehr als 5500 Kinder zusätzlich im System seien.

Volksstimme Magdeburg

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