Linke will Zensuren abschaffen

Auch Hausaufgaben sollen weg / Forderung nach Einheitsschule / Massive Kritik aus Sachsen-Anhalt

Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) hat Forderungen der Linkspartei, die Schulnoten und Hausaufgaben in Deutschland abzuschaffen, eine klareAbsage erteilt. Große Skepsis herrscht im Bildungsministerium auch gegenüber dem Vorschlag für eine Einheitsschule von der ersten bis zur zehnten Klasse. Ein entsprechendes Positionspapier hatte Janine Wissler, Bundesvorsitzende der Partei Die Linke, gestern in Berlin vorgestellt. „Keinem Schüler ist damit geholfen, wenn man Anforderungen nivelliert oder Leistungsunterschiede verwischt“, heißt es vom Bildungsministerium. Sowohl Schüler als auch Eltern hätten ein Recht darauf, über den Leistungsstand informiert zu werden. Hausaufgaben seien unverzichtbar, um das im Unterricht erworbene Wissen selbstständig anzuwenden.

Carsten Borchert, bildungspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Landtag, plädiert deshalb dafür, in den Horten eine Hausaufgabenpflicht einzuführen. „Das würde die Eltern stark entlasten“, so Borchert. Sie abzuschaffen „ist totaler Blödsinn“. Massive Kritik am Vorschlag der Linken äußert Thomas Gaube, Vorsitzender des Philologenverbandes Sachsen-Anhalt. „Schüler brauchen eine Rückmeldung über ihren Leistungsstand. Die Noten sind dabei das effektivste Mittel“, merkt er an. Verschriftlichte Bewertungen würden die Lehrer überlasten. Der bildungspolitische Sprecher der Linkspartei im Landtag, Thomas Lippmann, weist dagegen auf die negativen Effekte hin, die Zensuren seiner Meinung nach haben können: „Noten sind immer subjektive Bewertungen, die nicht nur motivieren, sondern eben auch beschämen und entmutigen können.“ Deshalb sollten in einem ersten Schritt die Gesamtkonferenzen der Schulen entscheiden, ob bis zum Ende des siebten Schuljahres ganz oder teilweise auf Benotung verzichtet wird. Unterstützung erhält er von der SPD-Fraktionsvorsitzenden Katja Pähle. „In Neigungsfächern wie Kunst, Musik und Sport sollte die Notenvergabe überdacht werden“, fordert sie.

Bei den Hausaufgaben bestehe laut Lippmann Handlungsbedarf, weil die Ergebnisse stark von den sozialen Verhältnissen der Familien abhingen. Abhilfe würde derAusbau der Ganztagsbetreuung schaffen. Denn nur so „können für alle Schüler gleiche Voraussetzungen geschaffen und damit Bildungsgerechtigkeit gewährleistet werden“, ist er überzeugt. Aus demselben Grund tritt er für die Einheitsschule ein: „Das gegliederte Schulsystem ist der Rahmen, in dem sich der soziale Status der Eltern vererbt.“ Im Bildungsministerium ist man anderer Meinung. Weil nicht jedes Kind gleich sei, bedürfe es unterschiedlicher Angebote. Widerstand regt sich auch in der AfD. „Das gegliederte Schulsystem war ein Garant für ein hohes Leistungsniveau“, so Bildungspolitiker Hans Tillschneider.

Volksstimme Magdeburg

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