Magdeburger Bildungsausschuss spricht sich in seiner Sitzung für Schulneubau in Ostelbien aus

Der Bedarf einer neuen Schule in Ostelbien wird von den meisten Fraktionen weiterhin gesehen. Nur der Standort ist nach wie vor weiter umstritten. SPD und Linke favorisieren den Heumarkt.

Die Stadtverwaltung möchte die Magdeburger Schullandschaft weiterentwickeln. Und dabei steht auch der Verzicht auf den Neubau einer Grundschule für Ost auf dem Plan. Einmal mehr sorgte dies auf der ersten Herbstsitzung des Schulausschusses für Unmut. Den Passus, auf eine neue Ostschule zu verzichten, lehnte der Ausschuss einstimmig bei einer Enthaltung ab. Zwar hat am Ende der Stadtrat das letzte Wort – doch klar ist, dass hier kein Konsens in Sicht ist.

In der Diskussion mit den Ausschussmitgliedern hatte Kerstin Richter, Leiterin des Fachbereichs Schule und Sport der Landeshauptstadt, auf die Zahlen aus dem Amt für Statistik verwiesen: „In Ostelbien werden wir die Zahlen von Einschülern erreichen, die wir bereits hatten.“ Der Neubau einer ganzen Schule sei nicht gerechtfertigt, wenn nur eine Spitze von wenigen Jahren abgefedert werden muss und die Erstklässler während dieser absehbaren Zeit mit etwas gutem Willen auch an anderen Schulen untergebracht werden könnten.

Dass unter anderem der Ausschussvorsitzende Christian Hausmann (SPD) nicht an die Zahlen aus dem Amt glauben möchte, hat seinen Grund in Ottersleben: Dort war immer von niedrigeren Schülerzahlen ausgegangen worden, als dann tatsächlich in den Schulen untergebracht werden mussten. Doch, so Kerstin Richter, die Stadt müsse trotz aller Ungenauigkeit mit den Prognosezahlen rechnen, da eine neue Schule mindestens zehn bis 15 Jahre über die bereits jetzt geborenen Kinder hinaus genutzt werden müsse.

Stadträte sind mit den Aussagen unzufrieden
Sie sagt: „Und da haben wir geschaut: Wie viele Kinder kommen aus Einfamilienhäusern, wie viele aus Mehrfamilienhäusern. Wir denken uns die Zahlen nicht aus: Das sind Erfahrungen aus bestehenden Wohngebieten.“ Nicht einmal mit eingerechnet sei, dass bei diesen Zahlen gerade einmal fünf Prozent der Familien mit Kindern Zuzügler sind – die anderen ziehen innerhalb Magdeburgs um, so dass an anderen Stellen an den Schulen Kapazitäten frei werden.

Mit diesen Aussagen mochten sich aber auch die anderen Stadträte nicht zufrieden geben. Matthias Boxhorn (CDU) erhielt so keine Antwort, wie hoch denn die Trefferquote der Prognosen in den vergangenen Jahren gewesen sei. Julia Bohlander (Bündnis 90/Die Grünen) bezeichnete es als „idiotisch, immer auf Kante zu nähen“. Und selbst wenn eine Schule nicht mehr gebraucht werde, könne im Nachgang eine sinnvolle Nutzung gefunden werden. Anke Jäger (Die Linke) verwies darauf, dass mit der geplanten Neugestaltung des Schulgebäudes am Gneisenauring als Gemeinschaftsschule ohnehin ein Ausweichquartier für den Fall von Schulschließungen wegfalle. „Wo sollen wir denn mit den Kindern dann hin?“, fragte die Ratsfrau.

Dies alles möchte Kerstin Richter so nicht im Raum stehen lassen: Ein Blick in die Einschulungsstatistik zeige, dass nicht auf Kante genäht sei. Falls die Zahl der Schulplätze nicht ausreiche, gebe es auch keine Genehmigung vom Landesschulamt. Und die Fachbereichsleiterin bekräftigte: Ab 2025 gehen die Zahlen der Einschüler „drastisch runter“.

Doch die Zweifel bleiben. Christian Hausmann sagte: „Wenn wir den Trend, dass Familien weggehen, stoppen wollen, müssen wir die Strukturen vorhalten.“ Und Bernd Heynemann (CDU) bekräftigte: „Die Schule muss in Ostelbien gebaut werden. Und wir haben hier vier Neubaugebiete in Ostelbien.“ Sinnvoll sei es – wie auch von Stadtelternratsvorsitzender Annette Kirstein angeregt – zu ergründen, warum die Stadt bei ihren Planungen für Ottersleben „so daneben gelegen hat“.

Für eine Grundschule wäre ein Standort noch nicht klar. Im Raum schwebt immer noch die Idee, am Heumarkt zu bauen. Mit dem Blick auf eine frühere Garantie der Stadt für den Fortbestand der dortigen Kleingärten bekräftigte Anke Jäger die von ihrer Linke-Fraktion und der SPD vertretene Position, dass gegebenenfalls der damalige Beschluss zurückgenommen werden müsse: „200 Schulkinder sind wichtiger als 20 Kleingärten.“

Doch es geht auch um die Idee, eine weiterführende Schule anzusiedeln. Die Verwaltung spricht vom Zentrum, gegebenenfalls auf dem Grundstück eines Parkplatzes zwischen Unicampus und Listemannstraße, der sich im Eigentum der Stadt befindet. Doch Jürgen Canehl (Bündnis 90/Die Grünen) sieht den idealen Standort am Winterhafen. „Das wäre eine Variante, die Platz für die Grundschule Am Elbdamm schaffen würde.“ Diese Schule wäre ebenso wie für Kinder und Jugendliche aus Ostelbien für Schüler aus der Stadtmitte gut zu erreichen.

20 Kleingärtner oder 200 Schüler stehen zur Debatte
Im Anschluss an die Sitzung äußerte Hausmann gegenüber der Volksstimme, dass die SPD weiter zum gemeinsamen Änderungsantrag mit den Linken stehe, am Heumarkt eine Grundschule zu bauen, bei angemessener Entschädigung für die dortige Kleingartensparte Zuckerbusch. Der favorisierte Standort der Grünen am Winterhafen sei hingegen nur mit der AfD mehrheitsfähig. „Wenn die Grünen es nicht für vertretbar halten, dass infolge der Abwägung 20 Kleingärten für 200 Grundschulkinder weichen sollen, dann müssen sie aufpassen, dass der grünen spanischen Armada beim Auslaufen aus dem Winterhafen nicht ein ungebetener steuerbordseitiger AfD-Geleitschutz entsteht, da diese einen ähnlichen Änderungsantrag haben“, erklärte Christian Hausmann.

Volksstimme Magdeburg

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