Magdeburgs gefährlichster Schulweg

Großer Vor-Ort-Termin, damit Kinder an der Nachtweide sicher zum Unterricht kommen. An der Nachtweide wird es oft brenzlig, wenn morgens der Verkehr beginnt. Schüler kommen zum Teil zu Fuß, zum Teil mit dem Rad, werden vielfach aber auch mit dem Auto zu den örtlichen Schulen gebracht. Da wird es oft eng – und gefährlich.

Vor dem Norbertus- Gymnasium an der Nachtweide herrschte gestern noch mehr Betrieb als sonst schon: Vertreter des Stadtrates und der zuständigen Ämter und Behörden waren vor Ort, um sich ein Bild vom Schulweg zu machen. Schon seit über einem Jahrzehnt gibt es dort die gleichen Probleme – und bislang keine Lösung. Das Problem wird schnell deutlich: Die Nachtweide ist zu der morgendlichen Stoßzeit stark befahren. Bürger, die das Wohngebiet verlassen, Elterntaxis, die die Kinder am liebsten bis in die Schulen fahren würden, Schüler, die mit dem Rad oder zu Fuß zur Schule gelangen müssen, dazu viele Parkflächen, die rege genutzt werden.

Aus all dem ergeben sich unübersichtliche Situationen für die Schüler – und durchaus nicht ungefährlich. Die Kreuzung mit der Hamburger Straße ist immer wieder verstopft, Schüler aus Richtung Nicolaiplatz queren die Straße erst an der Nachtweide oder gar nicht, sondern laufen zwischen den sich stauenden Fahrzeugen hindurch schräg über die Nachtweide, ohne die 100 Meter entfernte Ampel zu nutzen. „Wir erleben hier eine Situation, die sehr chaotisch ist“, schildert Bauausschuss-Vorsitzender Mirko Stage (future!) seinen Eindruck. Es handele sich zwar nur um einen kurzen Zeitraum, aber weil die Verkehrsräume für alle Beteiligten nicht ausreichen würden, entstünden viele gefährliche Situationen, schätzt er ein. Für die Kinder sei die Lage besonders schwierig. Denn die Markierungen sind sehr unübersichtlich. „Mal ist ein rot markierter Weg tatsächlich für Radfahrer gedacht, dann sind plötzlich die Ausfahrten rot markiert, dann sogar Parkplätze“, moniert er. Im jüngsten Bauausschuss hatte er dafür plädiert, die Parkmöglichkeiten stark einzuschränken, um Platz für einen Radweg zu schaffen.

Im nahe gelegenen Bereich, für den an der Nachtweide derzeit ein Bebauungsplans erstellt wird, könnte ein Parkhaus oder ein Parkplatz gebaut werden. Ohne den Verlust von Parkplätzen entlang der Straßen werde es wohl nicht gehen. Eine große einfache Lösung werde es für den Bereich jedoch nicht geben, ist Mirko Stage gestern beim Vor-Ort-Termin sicher. Es müssten viele kleine Lösungsansätze verfolgt werden. Kreuzungsbereiche könnten mit Ketten entschärft werden, damit Kinder nicht diagonal über die Nachtweide laufen, an der Hamburger Straße müssten einige Parkplätze verschwinden und eine Querungshilfe geschaffen werden, und man werde Parkplätze wegnehmen müssen, um Platz für Radwege oder Fußwege zu schaffen. Gegenüber der Einmündung zur Heinrichstraße könnte zudem eine Bringeschleife entstehen. Die einfachste Lösung wäre, die Kinder nicht mit dem Auto zu bringen. Doch in dem Bereich herrsche eine Situation vor, bei der man die Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto bringen, verstehen könne.

Reimund Märkisch als Schulleiter des 920 Schüler betreuenden Norbertus-Gymnasiums erinnerte neben der prekären Situation vor den Schulen auch an den gestückelten Radweg vom Neustädter Bahnhof in Richtung der Schulen, der von vielen Kindern genutzt werde, die mit der S-Bahn zur Schule fahren und das letzte Stück mit dem Rad zurücklegen. Auch dafür müsse es eine Lösung geben. Zudem sollten Schüler aus Richtung Nicolaiplatz die Hamburger Straße nicht erst an der Nachtweide überqueren, sondern schon in einem früheren Abschnitt, um dann die an der Schule befindliche Ampel über die Nachtweide zu nutzen. Eine Ampel an der Heinrichstraße führe dazu, dass das Rechts-vor-links-Gebot nicht mehr eingehalten werde, machte er auf einen weiteren Schwachpunkt aufmerksam.

Eine abschließende Lösung wurde gestern beim Vor-Ort- Termin nicht gefunden. Anfang des Jahres soll es jedoch eine Auswertung all dessen geben, was gestern beobachtet wurde. Auch erste Lösungsansätze sollen dann vorgestellt werden. Die ersten Maßnahmen, die wenig Aufwand und Geld kosten, sollen zu Beginn des neuen Schuljahres im September nächsten Jahres umgesetzt sein, auf dieses Ziel einigten sich Stadträte und Verwaltung. An einer langfristigen Lösung soll trotzdem weiter gearbeitet werden, je nachdem, wie sich die Situation dann weiterentwickelt. Der Bebauungsplan zur Nachtweide stand gestern auf der Tagesordnung des Stadtrates – wegen der unklaren Lage im Hinblick auf die Schulsituation wurde er noch mal zurück an die Verwaltung verwiesen.

Volksstimme Magdeburg

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