Mehr Geld und mehr Arbeit für Lehrer

Haseloff will Unterrichtsausfall „in Richtung null schieben“

In Sachsen-Anhalt fehlen 1000 Lehrer, fast überall fallen Stunden aus. Eltern und Wirtschaft protestieren. Landesregierung und Koalition präsentieren ihre Lösung. Die Gewerkschaft ist zornig. Sachsen-Anhalts Unterrichtsversorgung liegt in Sekundar- und Gemeinschaftsschulen bei dürftigen 88 Prozent; in Grundschulen sind es 94 Prozent – allein in Gymnasien ist das Angebot noch einigermaßen im Lot. Überall in Deutschland fehlen Lehrer, doch in Sachsen-Anhalt sieht es besonders schlimm aus. So gelang es Mecklenburg-Vorpommern in den zurückliegenden zehn Jahren, die Zahl der Lehrer um 15 Prozent zu steigern – wie die aktuelle Statistik der Kultusministerkonferenz darlegt. Auch Sachsen legte zu (+12 %).

In Sachsen-Anhalt hingegen schrumpfte die Zahl der Lehrer in zehn Jahren um 3,5 Prozent – obwohl die Schülerzahl um fast 12 Prozent stieg. Nach Brandbriefen von Eltern und Wirtschaftskammern hatte Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) seine Minister und Koalitionäre sowie Kommunalpolitiker und Gewerkschaften zum Schulgipfel in die Staatskanzlei gerufen. Die Ergebnisse der Krisenrunde wurden gestern präsentiert. Bezahlung: Die Grundschullehrer bekommen mehr Geld. Ihr Salär wird ab Herbst 2023 schrittweise auf die Besoldungsstufe A 13 angehoben. Das macht 100 bis 500 Euro mehr im Monat aus. Die Einstiegsbesoldung beginnt in der A 13 bei 4592 Euro. Damit zieht Sachsen-Anhalt mit vielen anderen Bundesländern gleich. So soll die Abwanderung von Absolventen gestoppt und der Lehrerberuf finanziell noch attraktiver werden. In diesem Punkt hat sich die SPD durchgesetzt. Arbeitszeit: In Sachsen-Anhalt stehen Lehrer weniger Stunden vor der Klasse als in den meisten anderen Bundesländern.

Das soll sich ändern. Ab dem zweiten Halbjahr gibt es eine Pflichtstunde mehr für jeden Pädagogen (ausgenommen sind ältere). Die Stunde wird bezahlt oder kommt auf ein Arbeitszeitkonto. Für Grundschullehrer steigt die Wochenstundenzahl vor der Klasse auf 28 Stunden, in den anderen Schulen auf 26 Stunden. Die Aktion soll befristet sein – bis sich die Lage entspannt. Die Gewerkschaft GEW kündigte sofort Protest an. GEW-Landesvorsitzende Eva Gerth verließ den Saal. Diesen „Zwang“lehne sie ab, sagte Gerth. Die Maßnahme sei „völlig unnötig und ein falsches Signal an die Schulen“.

Uni Magdeburg: Die Lehrerausbildung an der Uni Magdeburg wird ausgeweitet. Erprobt wird eine praxisnähere, duale Ausbildung für Sekundar- und Grundschullehrer. Zudem werden weiterhin jährlich etwa 1000 Lehrerstellen ausgeschrieben. Allerdings hatte das in den vergangenen Jahren nur zum Teil Erfolg. „Der Markt ist leergefegt“, sagte Haseloff, „deshalb müssen wir das vorhandene Personal besser einsetzen.“ Alle Vorhaben zusammen sollen helfen, die Lücke zu stopfen. Haseloff: „So wollen wir den Unterrichtsausfall in Richtung null schieben.“

Volksstimme Magdeburg

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