Omikron-Welle erfasst die Schulen

GEW: Direktoren sollten selbst über Präsenz entscheiden

Kaum, dass die Woche begonnen hat, muss Ulrich Plaga gestern gleich zwei seiner sechsten Klassen wieder nach Hause schicken. In einer sind 8 von 22 Schülern positiv getestet, in der anderen gar 14 von 22. Zudem fehlen 13 Lehrer. „Zahlen in dieser Größenordnung hatten wir in der Pandemie überhaupt noch nicht“, sagt der Leiter des Schönebecker Carl-Hermann- Gymnasiums mit 800 Schülern.

Am Magdeburger Domgymnasium sind die siebten bis neunten Klassen seit Mitte vergangener Woche im Distanzunterricht. „Die positiven Fälle sind deutlich nach oben gegangen“, sagt Leiter Dietrich Lührs. Verschärfend hinzu kämen fehlende Lehrer durch Kursfahrten. Ein Drittel der derzeit täglich bis zu 400 positiv Getesteten seien Schüler, erklärt auch Magdeburgs Amtsarzt Eike Hennig. „Wir gehen aber von einer viel höheren Dunkelziffer aus.“ Die Meldungen decken sich mit Inzidenzwerten des Robert- Koch-Instituts. Demnach infizierten sich allein in Halle binnen einer Woche 829 5-bis 14- Jährige neu. Die Inzidenz in der Altersgruppe lag mit 4029 Neuinfektionen (je 100000 Personen und Woche) gestern auf einem landesweiten Höchstwert.

Ähnlich hohe Zahlen erreichten der Kreis Börde (3364) oder das Jerichower Land (3178). Landesweit kletterte die Zahl der mit Corona infizierten Schüler am Donnerstag laut Bildungsministerium auf 4168 (2,14 Prozent), das sind doppelt so viele wie in der Vorwoche (2060). Die Gewerkschaft GEW forderte Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) auf, den Schulen angesichts der Dynamik, mehr Freiheiten bei der Entscheidung über Distanzunterricht zu geben: „Die Vorgabe, dass Leitungen bei einer kritischen Zahl fehlender Schüler und Lehrer erst nach Abstimmung mit dem Landesschulamt entscheiden können, reicht nicht“, sagte GEW-Landeschefin Eva Gerth. Corona tauche früh am Morgen in der Schule auf. „Da muss rasch entschieden werden können.

“Kritik am Management des Bildungsministeriums üben auch die Grünen: „Die Entscheidung, nach den Weihnachtsferien die Präsenzpflicht wieder einzuführen, ist grob fahrlässig“, sagte Bildungspolitikerin Susan Sziborra-Seidlitz. Nach Einschränkung der Präsenzpflicht vor Weihnachten hatte Sachsen- Anhalt diese erst im Januar wieder in Kraft gesetzt. Berlin, Brandenburg oder Hessen haben sie derzeit weiter ausgesetzt. Unterstützung bekommt Feußner vom Landeselternrat: „Es stärker den Schulen zu überlassen, wann sie in den Distanzunterricht gehen, war richtig“, sagte Landeschef Matthias Rose. Auch Thomas Gaube, Chef des Gymnasiallehrerverbands, sagte, die jetzige Regelung sei „vernünftig“. Laut Landesschulamt unterrichtenaktuell42Schulen( 6%)in „eingeschränktem Präsenzbetrieb“. Vollständig in Distanz befanden sich bislang aber nur wenige – darunter vergangene Woche nach „diffusem Infektionsgeschehen“ die Grundschule in Löderburg bei Staßfurt.

Volksstimme Magdeburg

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