Säuft die Winterhafen-Schule heute ab?

Stadtrat entscheidet über Aufstellung eines Bebauungsplans für Neubau / Mehrkosten in zweistelliger Millionenhöhe

Der Kompromiss für einen Ersatzneubau derGemeinschaftsschule „Thomas
Mann“ auf dem BauhofGelände am Winterhafen im Stadtpark wackelt. Ob
ein B-Plan aufgestellt wird, soll sich heute im Stadtrat entscheiden.

Der Neubau einer Gemeinschaftsschule samt Sporthalle auf dem bisherigen Bauhof-Gelände am Winterhafen ist auf einer „Altlastverdachtsfläche“ geplant. So wird es im Aufstellungsbeschluss für den B-Plan Nr. 250-7 „Bauhof Am Winterhafen“, der heute im Stadtrat zur Debatte steht, dargestellt. Ob der Beschluss durchgeht, scheint fraglich. Im Bauausschuss hatte zuletzt eine denkbar knappe Mehrheit der Abgeordneten (Fünf Ja- bei vier Nein-Stimmen) für die Einleitung des B-Plan-Verfahrens und damit eine Weiterführung des Schulprojektes am Winterhafen votiert.

Blick auf das Areal am Winterhafen. Im Vordergrund sind die Gebäude des Bauhofes zu sehen. Sie sollen für den Schulneubau weichen. Foto: openeyesmedia

12,5 Millionen Euro als zusätzliche Kosten Fakt ist: Der Bau einer Schule am Eingang zum Stadtpark kann teuer werden. Deutlich teurer als an einem Standort, der nicht hochwassergefährdet und mit Altlasten verseucht wäre. Eine erste Grobkostenschätzung für den fünfzügigen Neubau der Schule samt Dreifeld-Sporthalle rechnet mit Gesamtkosten in Höhe von 68,5 Millionen Euro (Volksstimme berichtete). Laut Rechnung der Stadtsind 12,5 Millionen Euro „standortbezogene Mehrkosten“, die spezifisch für die Bebauung am Winterhafen fällig werden könnten. Kostentreiber sind neben dem Hochwasserschutz die Beseitigung der erwarteten Altlasten Der Kompromiss für einen Ersatzneubau derGemeinschaftsschule „Thomas Mann“ auf dem BauhofGelände am Winterhafen im Stadtpark wackelt. Ob ein B-Plan aufgestellt wird, soll sich heute im Stadtrat entscheiden. auf dem Gelände. Dass diese vorhanden sind, scheint sicher, wiewohl der Umfang noch einer genauen Prüfung unterliegen müsste. Für die Entsorgung der Kontaminierung kalkuliert die Stadt insgesamt drei Millionen Euro. Darüber hinaus müsse mit hoher Wahrscheinlichkeit mit alten Kampfmitteln auf dem Grundstück gerechnet werden. Für Bodengutachten und Beseitigung wären wohl eine Million Euro notwendig. Beides geht hervor aus einer Stellungnahme der Verwaltung auf eine Anfrage von CDU-Stadtrat Manuel Rupsch.

Damit nicht genug. Es gibt noch mehr Altlasten auf dem Plangebiet. Rupsch wollte wissen, ob sich in dem Bereich noch alte Bunkeranlagen befinden und wie teuer deren Rückbau würde. „Es befinden sich circa 35 Stück kleine und große Bestandsobjekte auf dem Gelände, für Abbruchmaßnahmen wurden eine Million Euro ermittelt“, so die Antwort der Stadt. Der andere Kostentreiber für das Schulprojekt am Winterhafen ist der Hochwasserschutz. Bezogen auf einen fünfzügigen Neubau schätzt die Stadt die zusätzlichen Kosten für Schutzmaßnahmen (Opfergeschoss, Anrampung) auf sechs Millionen sowie einer Bohrpfahlgründung auf 2,5 Millionen Euro. Zwar könnten Schule und Halle so vor Hochwasser geschützt werden, nicht aber die Außenanlagen. Diese müssten im Schadensfall immer wieder neu erstellt werden, heißt es aus dem Rathaus.

„Es wird ein Fass ohne Boden“, kritisiert Stadtrat Manuel Rupsch den geplanten Standort für einen Schulneubau am Winterhafen. Er selbst sowie die gesamte CDU-Fraktion würden deshalb nicht für die Aufstellung eines B-Plans Nr. 250-7 „Bauhof Am Winterhafen“ im Stadtrat stimmen. Stattdessen plädiert Rupsch im Einklang mit seiner Fraktion erneut für einen Grundschulneubau „Am Brellin“ in Cracau, wie er schon einmal im Rat abgelehnt worden ist. Dieser würde Raum schaffen, dass sich die Thomas-Mann-Schule in ihrem eigenen Gebäudekomplex als Gemeinschaftsschule erweitern könnte. „Es wäre der schnellste Weg, um die Schulproblematik zu lösen“, meint Rupsch. Zweifel an Schätzung für mögliche Mehrkosten „Ein 60 bis 70 Millionen Euro schwerer Schulbau, der aus Steuergeldern zu bezahlen ist, ist nicht vertretbar“, sagte SPD-Stadtrat Christian Hausmann zuletzt im Bildungsausschuss. Alleine für die Mehrkosten könnte eine neue Grundschule in Ostelbien gebaut werden. Er selbst favorisiert den Neubau einer weiterführenden Schule am Universitätsplatz, wie er unlängst von der Stadt ins Spiel gebracht worden ist (Volksstimme berichtete).

Es gibt aber auch jene, die den Kompromiss für einen Schulneubau am Winterhafen verteidigen. GrünenStadtrat Jürgen Canehl äußerte zuletzt erhebliche Zweifel an den Mehrkosten, die die Stadt für den Bau schätzte. „Es ist sinnvoll, den B-Plan zu beschließen“, unterstreicht er. Grüne-future! wollen geschlossen dafür stimmen. Die Abstimmung über die Aufstellung eines B-Plans für die Winterhafen-Schule dürfte knapp ausfallen, sofern das Thema nicht vertagt wird.„Abhängig von den Gutachten, die am Standort erforderlich sind, dauert ein B-Plan-Verfahren circa zwei Jahre“, so die Information der Stadt zum weiteren Zeitplan. Der Stadtrat hatte im Dezember mehrheitlich für einen Schulneubau am Winterhafen gestimmt, gegen den Willen von OB Lutz Trümper.

Volksstimme Magdeburg

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