Innenministerium registrierte im vergangenen Jahr 104 Fälle / 2021 und 2022 waren es je 64
Lehrer in SachsenAnhalt sind im vergangenen Jahr deutlich häufiger Ziel von Straftaten im Umfeld von Schulen geworden als in den Vorjahren. Das geht aus Zahlen des Innenministeriums von Tamara Zieschang (CDU) hervor. Demnach registrierte die Behörde im vergangenen Jahr 104 „Opferstraftaten zum Nachteil von Lehrern“. Darunter waren 43 Fälle von Körperverletzung und 45 Fälle von Bedrohungen. 2020 und 2021 hatte es jeweils 64 solcher Taten gegeben. Zu den Hintergründen machte das Haus keine Angaben. Eine Steigerung registrierte das Ministerium auch bei der erfassten Gewaltkriminalität am Tatort Schule. Lag die Zahl der Vorfälle im Mittel der Jahre 2018 bis 2021 noch bei 127, erfasste die Behörde 2022 183 Fälle (2022: 94 Fälle).
Das Bildungsministerium von Eva Feußner (CDU) vermutet die Gründe auch in den Begleitumständen der Pandemie: Schüler-Gewalt gegen Lehrer nimmt zu „Es gab Verunsicherung und Ängste etwa wegen der Lockdowns“, sagte Sprecher Elmer Emig. Lernrückstände, aber auch Fragen dazu, wie es weitergeht, könnten zu einer„kürzeren Zündschnur“ bei Schülern wie Lehrern geführt haben. Der Trend decke sich mit der Zunahme häuslicher Gewalt während der Pandemie. Laut einer Erhebung des Verbands für Bildung und Erziehung (VBE) berichteten 32 Prozent von 1308 bundesweit befragten Schulleitern von körperlichen Angriffen gegen Lehrer an ihrer Schule in den vergangenen fünf Jahren, 2018 waren es noch 26 Prozent. VBE-Landeschef Torsten Wahl sagte, die geringeren Zahlen 2020 und 2021 seien auch ein Effekt der damaligen Schulschließungen gewesen. Zu beobachten sei dennoch ein generell verminderter Respekt gegenüber Lehrern im sozialen Umfeld von Schülern. Dies führe auch dazu, dass Lehrer kündigten oder früher in den Ruhestand gingen.
Volksstimme Magdeburg