Schüler in die Produktion

Alle 14 Tage einen ganzen Tag in den Betrieb statt ins Klassenzimmer: In Sachsen-Anhalt testen Jugendliche an 20 Schulen, wie sich die sogenannten Praxislerntage umsetzen lassen. Damit soll die spätere Berufswahl leichter- fallen, wie die Organisatoren am Mittwoch zum Auftakt in Magdeburg sagten.

Konkret geht es darum, dass Acht- und Neuntklässler über zwei Jahre hinweg alle zwei Wochen einen Tag in einem Unternehmen mitarbeiten, statt in die Schule zu gehen. Alle sechs Monate sollen die Jugendlichen den Betrieb wechseln, um mehrere Berufe kennenzulernen. Wirtschaftsvertreter fordern schon lange mehr Berufsorientierung an den Schulen.

Zunächst sind 15 Sekundar- und vier Gemeinschafts- sowie eine Förderschule dabei. Im Spätsommer 2020 sollen neun weitere dazukommen. Die meisten teilnehmenden Schulen befinden sich im südlichen Sachsen-Anhalt. Im Norden machen zunächst die Leibniz-Gemeinschaftsschule in Wolmirstedt, die Sekundarschule „Carl von Clausewitz“ in Burg und die Sekundarschule V in Oschersleben mit.

Mit dabei ist auch die Sekundarschule Elsteraue aus Reuden im Burgenlandkreis. Sie lässt ab Februar 45 Achtklässler zu den Praxislerntagen ausschwärmen. „Uns ist es wichtig, dass die Schüler nach ihrem Abschluss in der Region bleiben können und hier einen Job finden“, begründete Schulleiterin Ines Kerta die Entscheidung, ihre Einrichtung für die erste Testphase anzumelden.

Die Schule sucht schon länger Unternehmen, die mitmachen. 40 Betriebe sind fest an Bord. „Von der Landwirtschaft über Autohäuser bis hin zur Mibrag ist alles dabei“, sagte Kerta. Auch die Schülerinnen sind gespannt auf das neue Fach: „Wir hoffen, dass es Spaß macht“, sagt eine. Es sei eine gute Möglichkeit, um herauszufinden, welcher Beruf passen könnte und welcher nicht, findet eine andere.

Es gebe schon viele Zusagen aus dem Kreis der 6700 Ausbildungsbetriebe im Land, versicherte Stefanie Klemmt, die als Geschäftsführerin bei der Industrie- und Handelskammer in Magdeburg für die Berufsbildung zuständig ist. Obwohl das für die Betriebe zusätzlichen Aufwand bedeutet, weil die Jugendlichen betreut werden müssen, ist die Bereitschaft hoch. Denn die Wirtschaft beklagt, dass viel zu viele Azubis ihre Lehre abbrechen. Die Kammern könnten bei der Vermittlung zwischen Schulen und Betrieb helfen, auch für Praktikumsplätze abseits der Praxislerntage, so Klemmt.

Volksstimme Magdeburg

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