Schüler lassen Herzen zittern

Eine Glocke wird energisch geläutet, so dass es weh tut in den Ohren. Unterrichtsbeginn. Streng schreitet Jannis Roth zwischen den historischen Schulbänken hindurch. Eigentlich ist er Schüler des Sportgymnasiums. Handball ist seine Disziplin. Doch an diesem Tag befindet er sich im Kulturhistorischen Museum und schlüpft in die Rolle eines Lehrers – eines Paukers, wie es ihn im 19. Jahrhundert gegeben haben könnte, bei dem Zucht und Ordnung herrschen. Entsprechend hart muss Jannis mit seinen Freunden umgehen, die in die Rolle von Schülern geschlüpft sind. Die Schüler haben eine rhythmische Choreographie einstudiert, bei der sie die historischen Schulbänke einbeziehen – mal trommelnd, mal darauf stehend. Am Ende wird Jannis, von Sprechchören seiner Schüler begleitet, entmachtet. Gänsehaut.

Die Jungen gehen in die zehnte Klasse des Sportgymnasiums und beteiligen sich am Theaterprojekt „Herz.Zittern“, eine szenische Collage zu Giu-seppe Verdis Oper „Aida“. Liebe, Krieg und Macht sind Themen, die darin eine Rolle spielen. Davon und von den Räumen des Kulturhistorischen Museums haben sich die Schüler inspirieren lassen und mit der Unterstützung von Künstlern, Musikern und Theaterpädagogen eigene kleine Szenen entwickelt, die in einem inszenierten Rundgang durch das Museum gezeigt werden. Inzwischen stehen die Schüler kurz vor der Aufführung. Am morgigen Donnerstag und noch einmal am 3. Mai wird die Führung gezeigt. Beide Führungen sind inzwischen aber bereits ausverkauft. Allerdings haben alle Interessenten zur Kulturnacht im September die Gelegenheit, Ausschnitte davon zu sehen.

Jannis sagt, ihm habe das Projekt großen Spaß gemacht. „Es ist mal was anderes, als immer in der Schule zu sitzen“, sagt er. Die beiden Musikkurse der zehnten Klasse wurden für das Projekt in vier Gruppen eingeteilt und studierten acht Szenen ein. Dabei befassten sie sich mit anderen Kulturen, erarbeiteten, wie Räume klingen, und vieles mehr. Musiklehrerin Almuth Steinhoff hat bei den Schülern im Verlauf des Projektes eine Entwicklung beobachtet: „Die Körpersprache ist eine andere geworden, sie trauen sich viel mehr.“ Der Lernprozess habe auch darin bestanden, dass die Schüler erfuhren, dass Schauspiel nicht nur auf Bühnen mit Vorhang stattfindet, sondern dass sich auch Räume bespielen lassen. Das gesamte Projekt sei eine wertvolle Erfahrung für die Jugendlichen gewesen.

Zu den Künstlern und Pädagogen, die die Schüler anleiteten, gehörten Matthias Brandt, Juliana Luisa Gombe, Matthias Krizek, Juan Pablo Lastras Sanchez, Meike Pfister und Julia Pohl.

Volksstimme Magdeburg 25.04.2018

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