Editha-Gymnasium setzt in der Zwangspause auf den Unterricht über das Internet
In ganz Deutschland ruht der Schulbetrieb. Doch der Unterricht muss weitergehen. Viele Schulen nutzen daher das Internet. Beispiel Editha-Gymnasium: Hier werden nicht nur Aufgaben verteilt. Es gibt auch Sprechstunden und Tests.
Ausnahmezustand – und man hört nichts. Wenn es zur Pause geklingelt hat, bleiben die Gänge des Editha-Gymnasiums am Lorenzweg leer. Hier wie in den anderen Schulen in Deutschland und vielen anderen Ländern Europas.
Auf der Homepage der Schule sind zunächst Bilder von Lehrern und weiteren Mitarbeitern der Schule in einer Collage zu sehen. Sie alle zeigen auf ihrem Foto ein Wort, und zusammen richten sie einen Gruß an ihre Schüler: „Wir finden es toll, dass Ihr das Homeschooling rockt und von zu Hause aus durchhaltet. Leben retten war noch nie so einfach! Bleibt solidarisch! Stay@home #bleibt gesund Eure Lehrer“.
Die Idee wurde aus dem Kollegium der Lehrer heraus entwickelt – inspiriert von ähnlichen Seiten im Internet. Schnell hatten sich viele der Kollegen an der Schule gefunden und ein Bild und ein Wort beigesteuert. Eine Sache von Stunden, und die Botschaft für die Kinder und Jugendlichen, die am Editha-Gymnasium lernen, war fertig.
Doch bei allem vordergründigen Augenzwinkern – hinter diesem Bild steckt der ernsthafte Wunsch, dass alle gesund bleiben mögen, dass sie sich an die Empfehlungen für die Zeit in der Krise halten mögen und dass sie die Schule nicht vergessen dürfen. Denn der Unterricht soll weiterhin stattfinden. Doch nicht wie gewohnt in den Klassenräumen. Das Internet ist vielmehr die Lösung.
In der vergangenen Woche haben die Lehrer dazu Aufgaben zusammengestellt und aufgearbeitet. Neben einfachen Aufgabenzetteln, die als PDF auf der Internetseite des Gymnasiums heruntergeladen werden können, setzt die Schule auch auf die E-Learning-Plattform Moodle.
Eine treibende Kraft hinter diesem Angebot fürs Editha-Gymnaisum ist Eva Griese (Bildcollage zweite Reihe von unten, Mitte). Sie hat mit vier weiteren Kollegen bereits in der Vergangenheit das Angebot, das dem Land den Schulen zur Verfügung gestellt wird, genutzt und sagt: „Es ging jetzt darum, die Kollegen in kürzester Zeit fit zu machen für diese Plattform.“ Maßgeblich unterstützt wurde sie dabei vom Chemie-Sport-Lehrer Benjamin Beneke (vierte Reihe von oben, rechts).
Im Anschluss noch ein großes Stück Arbeit für die Lehrer: Die Themen des Lehrplans mussten für den Online-Unterricht vorbereitet werden. Eva Griese sagte: „Eines ist vollkommen klar: Man kann die Inhalte aus dem klassischen Unterricht nicht eins zu eins ins Internet übertragen.“
Mit dem Unterricht über das Internet erschließen sich für alle Fächer Möglichkeiten: Aus dem Sportunterricht gibt es jetzt Anleitungen, wie man sich zu Hause fit hält. Auch Sporttheorie kann Thema sein. Und per Video wäre es sogar möglich, eine Art Training zu etablieren.
Eva Griese ist in ganz anderen Fächern unterwegs – sie unterrichtet Englisch, Geschichte und Sozialkunde. Aus ihren E-Learning-Erfahrungen der vergangenen Jahre sagt sie: „Die Kommunikation mit den Schülern bietet sich vor allem dann an, wenn es darum geht, eine Rückmeldung auf individuelle Fragen zu geben oder Hinweise zu gelösten Aufgaben zu besprechen.“ Ein Vorteil für den Sprachunterricht: Per Audio- oder Videodatei können Schüler ihre Ergebnisse übermitteln, so dass auch richtige Aussprache und Betonung besprochen werden können. Es sind Sprechstunden und sogar Tests möglich.
Daneben gibt es eine Reihe weiterer Punkte, die beim Lernen aus der Ferne eine Rolle spielen. Hier vier der wichtigsten, die auch am Editha-Gymnasium nach jüngstem Stand mindestens bis zum 19. April eine Rolle spielen dürften.
1 Motivation: Mit dem Internet sind die Pädagogen zwar nahe an der Lebenswelt Jugendlicher – ebenso wie im klassischen Schulunterricht ist es dennoch wichtig, die Schü
ler für das Programm zu motivieren. Es empfiehlt sich zum einen, auf Methodenvielfalt zu setzen – und nicht beispielsweise den kompletten Lerninhalt nur als Text auf einer PDF anzubieten. Wichtig sei zudem, schnell zum Beispiel auf gelöste Aufgaben zu reagieren, sagt Eva Griese. Und weiter: „Außerdem gebe ich folgende Aufgaben erst frei, wenn die vorangegangenen gelöst worden sind.“
2 Eltern: Die Erfahrung aus vielen Schulen: Eltern haben jetzt das Bedürfnis, den Unterricht zu übernehmen. „Das ist falsch“, sagt Eva Griese, „Schüler sollten spätestens nach der Grundschule in der Lage sein, sich Inhalte selbst zu erarbeiten, dazu brauchen sie die Eltern nicht.“ Klar: Nicht die Eltern sollen lernen, sondern die Schüler. Hilfreich sei es aber, wenn die Eltern darauf achten, dass ihre Kinder während der Schulzeit auch beim Lernen zu Hause einen strukturierten Tagesablauf haben und die Aufgaben aus der Schule nach und nach abarbeiten.
3 Benotung: Zwar nutzt Eva Griese die Möglichkeit von Moodle, mit Vokabel- oder Auswahltests das Wissen der Schüler zu überprüfen. Unter anderem besteht hier die Möglichkeit, den Test zeitlich ab dem Start zu begrenzen, damit es zwischendurch nicht möglich ist, die Antworten nachzuschlagen. „Auf der anderen Seite kann man sich ja nie sicher sein, dass nicht der ältere Bruder oder die Mutter die Aufgaben erledigt hat“, sagt sie. Daher möchte sie nicht die Testergebnisse bewerten, sondern eher die Mitarbeit ihrer Schüler am Online-Unterricht und ob die Aufgaben zuverlässig abgearbeitet wurden.
4 Für die Zukunft: Rein technisch zeigen sich nach einer Woche Punkte, die nach der Krise angegangen werden sollten. Unter anderem ist nicht sichergestellt, dass jeder Schüler zu Hause über ein Tablet oder einen Desk-Rechner verfügt, um am elektronischen Lernen teilzunehmen. Eva Griese sagt: „Wer nur ein Smartphone hat, kann sich zwar auch einloggen. Aber wenn es beispielsweise daran geht, längere Texte einzugeben, ist das sehr mühsam.“ Zwar verfügt die Schule über Laptops. Diese sind aber so eingerichtet, dass sie nur in der Schule funktionieren. Ergo: Es besteht keine Möglichkeit, die Geräte an jene Schüler auszuleihen, die nicht über ein geeignetes Gerät verfügen.
An die Frage der Hardware schließt sich auch die Frage an, inwiefern jeder Haushalt über einen geeigneten Internetanschluss verfügt, um am E-Learning teilzunehmen.
Volksstimme Magdeburg