Zahl der Schüler in Quarantäne steigt auf neuen Rekord
In Sachsen-Anhalt stehen so viele Schüler unter coronabedingter Quarantäne wie nie seit Beginn der Pandemie. Die Zahl stieg binnen einer Woche von 6343 auf 8039 Kinder und Jugendliche am gestrigen Freitag. Das sind knapp 3,3 Prozent der Schülerschaft. Die Zahl der bekannten Corona-Infektionen unter Schülern stieg im selben Zeitaum von 368 auf 524 – enthalten sind hier aber alle Infektionsfälle, nicht nur aktive Erkrankungen.
Bei Interessenvertretern von Lehrern und Eltern wächst unterdessen die Unzufriedenheit über die Entscheidung des Bildungsministeriums, die Schulen bis zum offiziellen Ferienbeginn am Freitag weiter geöffnet zu halten. Das Ministerium bestätigte die Planung gestern. Allerdings stimmen sich am Wochenende Ministerpräsidenten und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) erneut ab – weitere Verschärfungen sind nicht ausgeschlossen.
„Wir hätten uns im Sinne der Schüler und Kollegen etwas anderes gewünscht“, sagte Eva Gerth, Landeschefin der Lehrergewerkschaft GEW, zum Stand der Dinge gestern nach einem Gespräch mit Bildungsminister Marco Tullner (CDU). Landeselternrats-Chef Matthias Rose sagte, die Entscheidung löse bei ihm „großes Unverständnis“ aus.
Der Elternrat hatte Tullner zuletzt vorgeschlagen, den Unterricht vor den Ferien wenigstens 10 Tage auszusetzen, um Neuinfektionen zu reduzieren. Das Gremium begründete das mit Daten des Robert-Koch-Instituts. Ihnen zufolge zeigte gerade die Altersgruppe der 15- bis 19-Jährigen zuletzt eine besonders hohe Infektionsrate.
Auch aus der Politik kommen Forderungen nachzusteuern: „Wenn wir jetzt nichts tun, haben wir noch vor Weihnachten sächsische Verhältnisse“, sagte Grünen-Landesvorsitzende Su-san Sziborra-Seidlitz. Die Grünen forderten: „Ab Montag digitalen Fernunterricht ab der Sekundarstufe und ein Aufheben der Präsenzpflicht an den Grundschulen.“
Auch die oppositionelle Linke fordert die Aufhebung der Schulpflicht vor Weihnachten. „Damit würde die Situation in den Schulen weitgehend entspannt“, sagte Fraktionschef Thomas Lippmann. In Sachsen-Anhalt seien die Infektionszahlen zuletzt massiv angestiegen und erreichten ständig neue Höchststände. Dieser Entwicklung der Infektionszahlen müsse dringend entgegengewirkt werden.
Zuvor hatte bereits die Nationale Akademie der Wissenschaften, Leopoldina, vorgeschlagen, die Schulen ab Montag und bis 10. Januar zu schließen. In einer Videokonferenz am Donnerstag hatten sich die Kultusminister – auch wegen bereits getroffener landesspezifischer Regelungen zur Verlängerung der Ferien – nicht auf weitergehende Schritte geeinigt. Niedersachsen hatte vorgestern angekündigt, die Präsenzpflicht in Schulen in der kommenden Woche aufzuheben.
In Sachsen-Anhalt wurde die unterrichtsfreie Zeit bereits in den Januar hinein bis einschließlich 8. Januar verlängert. Andere Länder haben die Weihnachtsferien vorgezogen.
Volksstimme Magdeburg