Schulgipfel verfehlt Schlichtung im Standortstreit

Nach vierstündiger Debatte zeichnen sich Kompromisse, aber noch keine Einigung auf geeignete Neubauplätze ab

„Jürgen Canehl hat feuchtes Holz vom Winterhafen mitgebracht.“ So reagiert Christian Hausmann (SPD), Vorsitzender des Bildungsausschusses im Stadtrat, auf die Frage nach dem Ergebnis der von ihm initiierten Sondersitzung zur Debatte über die am besten geeigneten Standorte für dringend nötige Schulneubauten in Magdeburg. Der von ihm ersehnte „weiße Rauch“ zum Zeichen der Einigung stieg nach dem Treffen nicht überm Rathaus auf. Das Bild vom Grünen Canehl, der mit feuchtem Feuerholz die weiße Rauchsäule verhindert habe, ließ Hausmann weiter unkommentiert im Raum: „Aber zitieren Sie das gerne.“

Neubauten am Park und in der Innenstadt?
Bis zum späteren Abend hatten am Mittwoch die Mitglieder von Bildungs- und Bauausschuss hinter verschlossenen Türen beraten – Öffentlichkeit unerwünscht. Hausmann hatte sich vom Quasi-Geheimtreffen eine bessere Einigungsfähigkeit versprochen. Pustekuchen. Immerhin habe die Diskussion sich auf Kompromisse hinbewegt, die nun in den Fraktionen weiter verhandelt und im Dezember im Stadtrat zur Abstimmung gebracht werden sollen.

Erst auf weitere Nachfrage bestätigt Hausmann Volksstimme-Informationen aus dem inneren Beratungszirkel, wonach sich der inzwischen geräumte Bauhof am Winterhafen – eine Randlage am Stadtpark – als Standort für eine weiterführende Schule (ab Klasse fünf) als mehrheitsfähig abzeichnet. Daneben – das ist auch erklärtes Ziel der Stadtverwaltung – soll eine weitere Gesamt- oder Gemeinschaftsschule in der Innenstadt entstehen. Hierfür favorisieren einige Fraktionen den Standort Universitätsplatz, die noch unbebaute Ostseite. Das Grundstück hat die Stadt an den ortsansässigen Energieversorger Getec verkauft. Er könnte mit dem Schulbau in Vorleistung gehen; die Stadt mietet ihn zur Nutzung an. Die Idee wird nur von Teilen des Rates als gangbar angesehen. Mindestens die Innenstadtlage scheint mehrheitsfähig.

Elbdamm-Grundschule könnte wachsen
Bleibt das Problem der ostelbischen Gerade-so-Versorgung mit Plätzen an Grundschulen. In den kommenden Jahren wären Einschülerspitzen nur mit dem Wegverweis von Werder-Kindern Richtung Neustadt oder mit einer Überschreitung der vom Rat beschlossenen Abc-Klassen-Größe (22 Schüler) zu bewältigen. Danach rechnet die Stadtverwaltung trotz regen Baugeschehens vor Ort mit einem Rückgang der Einschülerzahlen in Ostelbien und weist den bereits vor zwei Jahren beschlossenen Grundschulneuau als nicht mehr notwendig ab. Das stieß auf gehörige Gegenwehr im Stadtrat und beim Stadtelternrat.

Beim Schulgipfel zeichnete sich als Lösung für das Problem der Schulneubau am Winterhafen und der Umzug der Thomas-Mann-Gemeinschaftsschule an diesen Standort ab. Die aktuell mit ihr gemeinsam im Backsteinbau an der Cracauer Straße untergebrachte Grundschule „Am Elbdamm“ könnte sich ausdehnen. Deren Kapazität würde sich verdoppeln.

Ob die Verständigung durch die Fraktionen bis in den Stadtrat am 3. Dezember trägt und beschlossene Sache wird, bleibt abzuwarten. Fakt ist: Mehr Platz zum Lernen in Magdeburg wird dringend gebraucht.

Volksstimme Magdeburg

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