Schulleiter: Corona-Auflagen nicht zu halten

Pädagogen fordern vor Rückkehr weiterer Schüler klares Signal der Politik
Nach Pfingsten öffnen die Schulen für weitere Schüler. Schulleiter warnen: Der vorgegebene Sicherheitsabstand zur Vorbeugung von Corona-Infektionen sei schon jetzt nicht zu halten.

Pause am Freitag vor den Pfingstferien im Magdeburger Domgymnasium. Schüler stehen auf dem Schulhof und plaudern. Obwohl nach Wochen coronabedingter Schließung erst wenige Schüler wieder da sind, hält sich fast niemand an den vorgeschriebenen Sicherheitsabstand von 1,50 Metern. An den Vorkehrungen der Schule liegt das laut Leiter Dietrich Lührs nicht. Wie andere Einrichtungen habe die Schule mit ihren sonst 850 Schülern die Corona-Auflagen des Landes umgesetzt.

Unterrichtet wird in Kleingruppen, Pausen wurden verkürzt, Schüler belehrt. Alles ohne Erfolg. „Mit seinen Bedenken hat er sich in einer E-Mail an Bildungsminister Marco Tullner gewandt. Eine Antwort habe er nicht bekommen, sagt er. Bei der aktuell geringen Zahl von Infizierten sei die Situation noch nicht dramatisch, so Lührs. Sollten die Zahlen aber wieder steigen, sei die Lage völlig neu zu bewerten.

Schulbetrieb nicht zu verantworten
Sorgen macht Lührs die geplante erweiterte Öffnung der Schulen nach Pfingsten. Dann sollen in zeitlichem Wechsel alle Jahrgänge zurückkehren. Sollte auch dann der Mindestabstand noch gelten, könne er „einen Schulbetrieb eigentlich nicht mehr verantworten“, hat Lührs Tullner geschrieben. Mit seinen Bedenken ist er nicht allein: „Ich kann das zu 100 Prozent nachvollziehen“, sagt Stefan Hübner, stellvertretender Direktor der Lessing-Ganztagsschule Salzwedel. Nach Pfingsten kommen bei ihm zwar insgesamt nicht mehr Schüler, dafür aber verstärkt jüngere Klassen. „Die Sorgen werden da größer“, sagt Hübner.

Auch Thomas Gaube, Leiter des Giebichenstein-Gymnasiums Halle und Chef des Gymnasiallehrerverbands, teilt die Bedenken. Trotz Einbahn-Wegesystems begegneten sich Schüler in seiner Schule während der Pausen schon jetzt in engerem Abstand als 1,50 Meter. Gaube hat Maskenpflicht auf den Fluren angeordnet. „Dabei darf ich das juristisch eigentlich nicht“, sagt er. Es fehle eine klare Vorgabe des Dienstherrn zur Handhabung von Verstößen. Unabhängig davon würden Auflagen jenseits der Schultore oft erst recht nicht eingehalten.

Tullner: Schulen organisieren pragmatisch
Tullner sagte: „Wir können nicht an den Hygieneregeln rütteln, diese sind von den Gesundheitsbehörden vorgegeben. Wir haben hierbei nicht freie Hand.“ Die Schulen organisierten den Schulbetrieb im Rahmen ihrer personellen und räumlichen Möglichkeiten zudem meist pragmatisch. Er stehe in engem Kontakt mit den Schulen, sagte Tullner. Erst vergangene Woche habe er in mehreren Konferenzen mit 70 Leitern telefoniert. Die Mail von Dietrich Lührs sei bei Anfrage der Volksstimme erst 48 Stunden alt gewesen, ergänzte das Bildungsministerium. Für die ebenfalls nach Pfingsten wieder öffnenden Kitas werden die erlaubten Gruppengrößen schon erweitert. Heute will sich Sozialministerin Petra Grimm-Benne äußern.

Volksstimme Magdeburg

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