Schulstandorte auf dem Prüfstand

Die Stadtverwaltung legt Vorschläge für den Neubau von weiterführenden Schulen vor.

Magdeburg benötigt dringend mehr Platz an weiterführenden Schulen. Um mindestens einen Neubau wird die Stadt nicht herumkommen. Mehrere Standortvarianten liegen auf dem Tisch.

Angesichts einer unerwartet hohen Zahl an Kindern in den vergangenen Jahren ist es eng an einigen Grundschulen in Magdeburg – und mit dem Älterwerden der jungen Magdeburger ist es längst auch an den weiterführenden Schulen eng geworden. Daher braucht die Stadt mindestens eine neue weiterführende Schule. Grundsätzlich müsse gelten, so die Kulturbeigeordnete Regina-Dolores Stieler-Hinz, dass zwar ausreichend Schulplätze geschaffen werden müssen. Es dürfe aber wegen des Gebots einer sparsamen Haushaltsführung keinen unnötigen Aufwuchs von Kapazitäten geben. Vom Preis her dürften die entsprechenden Schulbauten nicht unter 40 Millionen Euro zu haben sein, so die Einschätzung der Stadtverwaltung. Dazu müsste die Stadt Kredite aufnehmen. Vom Stadtrat als Standort für eine von zwei neuen Schulen beschlossene Sache ist ein Standort am Winterhafen. Doch die Stadtverwaltung hat jetzt eine Übersicht mit weiteren möglichen Lokalitäten zusammengestellt.

1–Winterhafen: Auf dem Gelände des Bauhofsin der Straße Am Winterhafen wird mit dessen Umzug in die Neustadt Platz. Eine Mehrheit des Stadtrats hatte sich darauf geeinigt, dass hier der richtige Platz für einen Neubau sei. Das Kalkül: Hier könnte die ThomasMann-Gemeinschaftsschule aus Cracau eine neue Heimat und Platz für mehr Klassenzüge haben. Das alte Gebäude stünde dann komplett dem Grundschulbereich zur Verfügung. Ob es tatsächlich bei dieser per Beschluss festgeschriebenen Variante bleibt, ist allerdings schon wieder offen. Denn mehrere Stellen der Stadt haben sich zusammengesetzt und das Vorhaben ausgelotet. Das Ergebnis: Da umfangreiche Planungen für ein nicht einfach zu bebauendes Gebiet erforderlich wären, würde der Schulneubau frühestens zum Schuljahr 2024/25 fertig. Und vor allem wäre er kein Schnäppchen. Eine Grobschätzung nennt rund 68,5 Millionen Euro für eine fünfzügige Schule. Magdeburg benötigt dringend mehr Platz anweiterführenden Schulen. Um mindestens einen Neubau wird die Stadt nicht herumkommen. Mehrere Standortvarianten liegen auf dem Tisch. Im Bauausschuss waren jedenfalls einige jener, die bislang den Plan für den Winterhafen unterstützt hatten, davon abgerückt. Die Drucksache aus der Verwaltung, für das Gelände überhaupt erst einen Bebauungsplan aufzustellen, bekam hier mit fünf Ja- und vier Neinstimmen eine denkbar knappe Mehrheit.

2–Hauptwache/Jakobstraße: Ein guter alter Bekannter ist der Standort Hauptwache/Jakobstraße in der Magdeburger Diskussion um die Frage, wo man denn eine weiterführende Schule bauen könnte. Als es um die Neugründung eines kommunalen Gymnasiums ging, hatte die Stadt diesen Standort schon einmal ins Spiel gebracht. Letztendlich wurde das Edithagymnasium aber am Lorenzweg angesiedelt. Dennoch sieht die Verwaltung für die 8800 Quadratmeter große Fläche Vorteile. So die zentrale Lage und eine sehr gute Erreichbarkeit mit der Straßenbahn. Diese Punkte gelten auch für die folgenden drei Vorschläge zur Innenstadt. Möglich wäre hier aber nur eine drei- bis vierzügige Schule – und damit eine Gemeinschaftsschule und keine Integrierte Gesamtschule, die mindestens sechs Züge benötigt. Ein Nachteil ist, dass das Grundstück allseitig umgeben ist von Straßen, jedoch eine Schule nicht zu allen Straßenseiten raumbildend wirken könnte im Sinne der angestrebten Innenstadtverdichtung.

3–Karstadt-Parkplätze: Auf einer durchaus tristen städtischen Fläche hinter dem Karstadt stehen mehr als 6100 Quadratmeter zur Verfügung. Hier wären aber sogar nur drei Klassenzüge möglich. Gegebenenfalls müssten auch die Sporthalle und Sportflächen an anderer Stelle gebaut werden. Hier wären auch Planungen von rund zwei Jahren erforderlich. Schwierig auch: Laut Rahmenplan für die Innenstadt sind in diesem Bereich belebende Inhalte wie Handel und Versorgung vorgesehen. Schulleben gehört mutmaßlich nicht zu diesen belebenden Inhalten. Wie Verkehr und städtebauliche Fragen beantwortet werden, müsste geklärt werden.

4–Universitätsplatz: Zwischen Universitätsplatz und Gustav-Adolf-Straße stehen mehr als 10 000 Quadratmeter privater Flächen, fast 14 000 Quadratmeter städtischer Grund und 3900 Quadratmeter der Städtischen Werke Magdeburg zur Verfügung. Bis zu einer sechszügigen Schule würde der städtische Grund reichen – und damit auch für eine IGS – bei allem darüber hinaus müsste zum Beispiel für Sporthalle und Sportplatz Gelände der Städtischen Werke mitgenutzt werden. Interessant wäre hier die Nähe zur Universität, womit eine Stärkung der Fächer aus dem mathematisch-naturwissenschaftlichtechnischen Bereich und das Thema Digitalisierung verbunden sein könnten. Ein Gespräch mit dem Rektor habe es bereits gegeben. Ein Vorteil gegenüber den sonstigen drei Innenstadtstandorten wäre die Lage außerhalb des zu belebenden Innenstadtbereiches, kein zusätzlicher Planbedarf und das Vorhandensein von genug Platz. Nachteile nennt die Stadt nicht – Kritiker haben bereits bei früheren Diskussionen die Nähe zur Bundesstraße 1 als Manko benannt.

5–Weitlingstraße mit Wobau-Parkplatz und Logenhaus: Die Größe des Parkplatzes beträgt 2631 Quadratmeter, das Logenhaus, das ebenfalls im Eigentum der Wobau ist, hat 6200 Quadratmeter. Hier wären drei bis vier Schulzüge möglich. Die Sporthalle könnte im Stellplatzbereich hinter dem Ratswaage-Hotel straßenbegleitend erfolgen. Jedoch müssten wegen privater Stellplätze zum Beispiel eine Tiefgarage oder eine Parkpalette auf der Sporthalle geschaffen werden. Mit einer Schule im Logenhaus würde sich immerhin eine sinnvolle Nachnutzung des Baudenkmals ergeben: Das Gebäude steht seit Jahren leer. Die Wobau hatte zwischendurch von einem Ausbau zu einem Konzerthaus gesprochen, und auch als Teil einer Akademie für darstellende Künste und Musik war esim Gespräch. Konkretes war dabei aber noch nicht herausgekommen. Auf der anderen Seite ist es aber genau diese Bedeutung des Gebäudes als Denkmal, die dessen Herrichtung zu einer Schule teuer machen kann

Volksstimme Magdeburg

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