Mehrere Länder beschließen Vorgabe / Studie: Kaum Infektionsgefahr in Schulen
Nach dem Start Mecklenburg-Vorpommerns ins neue Schuljahr nimmt die Debatte über eine Maskenpflicht an Schulen wieder Fahrt auf. Lehrerverbände fordern zudem Corona-Tests an Schulen.
Magdeburg l Dreieinhalb Wochen vor Schulbeginn am 27. August fordert Sachsen-Anhalts Gymnasiallehrerverband eine Maskenpflicht für Schulgebäude: „Außerhalb des Unterrichts, in Fluren und Treppenhäusern, ist eine solche Regelung für den Infektionsschutz wichtig und notwendig“, sagte Philologenverbandschef Thomas Gaube gestern.
Gaube schloss sich damit Bundesbildungsministerin Anja Karliczek an. Die CDU-Politikerin hatte sich am Wochenende für die Maskenpflicht in Schulgebäuden ausgesprochen. Der von den Ländern angestrebte Präsenz-unterricht unter Verzicht auf Mindestabstände im Klassenraum funktioniere nur, wenn weitere Regelungen zur Hygiene eingehalten würden, sagte sie. Dazu gehöre die Maskenpflicht, etwa auf Fluren.
Was heißt das fürs Land?
Berlin, Bayern und Baden-Württemberg haben die Auflage bereits angekündigt. Sie soll dort nicht im Unterricht gelten. Hamburg – dort startet die Schule am Donnerstag – zog gestern nach. Nordrhein-Westfalen will die Pflicht für ältere Schüler zunächst bis 31. August auch im Unterricht einführen.
Entgegen bisherigen Plänen will nun auch Mecklenburg-Vorpommern die Vorgabe: Sie soll ab der fünften Klasse gelten, ausgenommen ist der Unterricht. Als erstes von 16 Bundesländern war das Land gestern ins neue Schuljahr gestartet. Mecklenburg-Vorpommern habe die geringsten Infektionszahlen und so solle es bleiben, sagte Landes-Bildungsministerin Bettina Martin (SPD).
Sachsen-Anhalts Bildungsminister Marco Tullner (CDU) erklärte: „Wir verfolgen die Debatte und vor allem die Erfahrungen der Länder, die nun mit dem Schulbetrieb bereits beginnen.“
Vor dem Schulstart werde man sich mit dem zuständigen Sozialministerium in der Frage erneut abstimmen. Die Lehrergewerkschaft GEW sprach sich gegen eine Maskenpflicht aus: „Die Entscheidung sollte man den Schulen überlassen“, sagte Landeschefin Eva Gerth. Diese könnten ihre räumlichen Bedingungen am besten einschätzen. Das Land müsse Masken aber bereitstellen. GEW und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) forderten zudem regelmäßige Corona-Tests an Schulen. „Das wäre wichtig, um einen raschen Überblick zu erhalten“, sagte Gerth.
Das Sozialministerium plant Tests bislang nur lokal – bei Corona-Ausbrüchen: „Auf Grund des Infektionsgeschehens wird derzeit kein Anlass für systematische Testungen gesehen“, so eine Sprecherin. Tests seien nur eine Momentaufnahme. Sie könnten negativ Getestete zudem in trügerischer Sicherheit wiegen.
Die Uniklinik Magdeburg hatte erst vor Tagen ein Test-Konzept mit Speichelproben von Schülern vorgestellt. Es könnte eine sinnvolle Ergänzung bilden, hieß es aus dem Ministerium.
Forscher der Uni Leipzig haben derweil die Öffnung von Schulen unter gelockerten Auflagen empfohlen. Anlass ist eine Studie zur Corona-Ausbreitung an sächsischen Schulen vor den Ferien. Unter 2600 Probanden wurde keine einzige aktive Infektion registriert.
Volksstimme Magdeburg