Einen Tag vor Beginn des neuen Schuljahres sehen Schulen, Lehrerverbände und Fraktionen dem Start mit Sorgen entgegen. Anlass sind Warnungen von Experten, nach denen das Schuljahr trotz Einstellung von bislang 591 Lehrern 2019 das dritte Jahr infolge mit einem Negativrekord bei der Unterrichtsversorgung werden könnte. Grund ist steigender Personalbedarf bei abnehmender Lehrerzahl. Das Bildungsministerium selbst erhebt Zahlen erst nach Schuljahresstart. Nach Volksstimme-Informationen dürften mit 197 000 aber rund 1000 Schüler mehr an den 870 Schulen des Landes lernen als noch im Vorjahr. Gleichzeitig hat die Zahl der besetzten Lehrerstellen um rund 200 abgenommen – vor allem durch Altersabgänge. Vor dem Hintergrund des bundesweiten Lehrermangels schafft es das Land oft nicht, diese Stellen neu zu besetzen.
In der Bilanz ergibt sich im Vergleich zum Vorjahr eine Bedarfslücke von 400 Stellen. Bereits 2018 hatte es mit 240 000 Unterrichtsstunden Totalausfall zwischen Januar und April einen Negativrekord gegeben. Laut Schulleitungen hat das schon vor dem Schulstart Konsequenzen: Das Giebichenstein-Gymnasium Halle etwa hat angekündigt, Förderstunden ersatzlos zu streichen und wird auch im Fach Ethik kürzen.Die Lessing-Schule Salzwedel muss Klassengrößen auf 32 aufstocken, um den Unterricht abzusichern. Die Ulrich-von-Hutten-Grundschule Halle kündigte an, Projekttage zu streichen. SPD und Linke forderten als Antwort auf die Lage flexiblere Einstellungsverfahren. Das Bildungsministerium verweist auf intensive Bemühungen bei der Stellenbesetzung. „Wir befinden uns quasi in Dauerausschreibung“, sagte ein Sprecher. Demnächst werde der 3000. neue Lehrer der Wahlperiode im Dienst begrüßt. „So viele Einstellungen gab es noch nie.“
Volksstimme Magdeburg