Digitaler Elternstammtisch Magdeburg stellt Lösungsstrategien vor
Am 11. Juni 2025 fand der digitale Elternstammtisch des Stadtelternrats Magdeburg in Kooperation mit der Koordinationsstelle Schulsozialarbeit statt – mit rund 40 Teilnehmenden, engagierten Diskussionen und einem klaren Ziel: Gewalt in der Schule besser zu erkennen und wirksam zu begegnen. Schulsozialarbeiterin Daniela Altenburg gab praxisnahe Einblicke, moderiert wurde die Veranstaltung von Martin Hinz (KOST Magdeburg).
Gewalt fängt nicht erst mit Schlägen an
Was ist noch harmlos – und wann ist die Grenze überschritten? Diese Frage stand im Zentrum der Veranstaltung. Entscheidend sei nicht die juristische Definition, sondern das subjektive Erleben des betroffenen Kindes: Fühlt es sich sicher? Wird es ernst genommen? Dann braucht es Unterstützung – unabhängig von formalen Kriterien.
Systemisch denken heißt: gemeinsam handeln
Der Abend war geprägt von einer systemisch-ressourcenorientierten Haltung: Kinder und Jugendliche werden nicht isoliert betrachtet, sondern im Zusammenspiel ihrer Lebenswelten – Schule, Familie, Freundeskreis. Ziel ist es, Stärken zu erkennen, tragfähige Beziehungen aufzubauen und lösungsorientiert zu handeln, bevor Konflikte eskalieren.
Wichtige Fragen in diesem Ansatz:
- Welche Ressourcen gibt es bereits – im Kind, in der Familie, in der Schule?
- Wie kann ein unterstützendes Netzwerk aktiviert werden?
- Wie gestalten wir Beziehungen, in denen Kinder sich sicher fühlen?
Zentrale Erkenntnisse auf einen Blick
- Kindzentriert denken: Das Wohlbefinden des Kindes steht im Mittelpunkt aller Entscheidungen.
- Zuhören und Vertrauen schenken: Kinder spüren, wenn etwas nicht stimmt. Ihre Wahrnehmungen sind ernst zu nehmen.
- Deeskalation statt Gegengewalt: Ruhe bewahren, vermitteln, professionelle Hilfe einbeziehen.
- Verhalten im Blick, nicht Etiketten: Keine vorschnellen Zuschreibungen wie „Täter“ oder „Opfer“, sondern Ursachen verstehen.
- Schule muss handeln – auch ohne „offizielles Mobbinglabel“: Wenn ein Kind leidet, darf sich Schule nicht hinter Definitionen verstecken.
Was funktioniert? – Gute Praxisbeispiele
Der Austausch brachte viele konkrete Ideen hervor, darunter:
- Anonyme Umfragen zu Schuljahresbeginn zur Früherkennung von Problemen.
- Anti-Aggressions-Workshops für Schüler:innen.
- Krisenteams mit Beteiligung von Schulsozialarbeit, Elternvertretung, externen Fachstellen.
- Niedrigschwellige Vertrauenspersonen – digital erreichbar.
- Eltern-Kind-Workshops zur Konfliktlösung in der Familie.
- Fortbildungen für Lehrkräfte zu Deeskalation und Cybermobbing.
Stimmen aus dem Chat: Alltag voller Herausforderungen
Mehrere Beiträge machten deutlich, wie schwierig es oft ist, Hilfe zu bekommen:
„Unser Kind und andere Kinder der Klasse waren über Monate körperlicher und seelischer Gewalt ausgesetzt. Wir haben uns an Schulleitung, Elternrat, Jugendamt, Polizei gewandt. Leider ohne Erfolg. […] Gibt es eine neutrale Stelle, die intervenieren kann?“
„Wie fängt man am besten das Gespräch mit dem Kind an, wenn es Angst hat darüber zu reden, da es denkt das es nur schlimmer wird, wenn die Eltern jetzt noch reagieren?“
”Schule stuft Vorfälle nicht als Mobbing ein – wir sind dabei, unser Kind auf eine andere Schule zu geben.”
Diese Erfahrungen zeigen: Es braucht klare Ansprechstellen, verlässliche Netzwerke und echte Handlungsspielräume – über die Schule hinaus.
Unser Fazit
Der Abend hat verdeutlicht: Gewaltprävention ist Beziehungsarbeit. Wenn Schule, Eltern, Kinder und Fachkräfte gemeinsam handeln, entsteht eine Kultur des Hinschauens, Zuhörens und Handelns. Es geht nicht nur um Intervention, sondern um ein Klima der Sicherheit, Empathie und Wertschätzung – jeden Tag.
Danke für den Austausch!
Ein großer Dank gilt allen Teilnehmenden, besonders Daniela Altenburg für ihre Expertise und Martin Hinz für die technische Begleitung. Der Elternstammtisch hat gezeigt: Der Wille zur Veränderung ist da – jetzt braucht es Strukturen, die ihn tragen.
🧭 Für alle, die sich weiter vernetzen oder aktiv werden wollen: Meldet euch beim Stadtelternrat Magdeburg oder der Koordinationsstelle Schulsozialarbeit.